In der malerischen Stadt Hameln, wo die Weser sanft fließt und die Geschichte lebendig bleibt, steht ein Mann, der die Erinnerungen an eine bedeutende Zeit festhält. Arnd Wöbbeking, 56 Jahre alt, ist das lebendige Gedächtnis der britischen Soldaten, die von 1945 bis 2014 in dieser Region stationiert waren. An einem kalten Freitagmorgen im Ada-Lessing-Park, dem ehemaligen Kasernengelände, spricht er über die Freundschaft zwischen den Briten und den Hamelnern. Diese Freundschaft wird durch einen Gedenkstein symbolisiert, der die enge Verbindung der beiden Kulturen würdigt. Wöbbeking, Betreiber der Website british-army-in-hameln.com, dokumentiert die Geschichte des britischen Militärs in Hameln und bewahrt damit ein Stück Geschichte für zukünftige Generationen.
Die Website ist ein wahres Archiv, das über 5.600 Fotos und zahlreiche Berichte über das Leben der britischen Soldaten in Hameln umfasst. „Sie waren weit mehr als nur Soldaten in Uniform“, betont Wöbbeking und hebt die sozialen Kontakte hervor, die zwischen den Briten und den Einheimischen entstanden sind. Diese Verbindungen waren nicht nur während der Dienstzeit wichtig, sondern haben auch nach dem Abzug der Truppen Bestand. Anlässlich des zehnten Jahrestags des Abzugs hat Wöbbeking eine Würdigung verfasst, die die Bedeutung dieser Beziehungen unterstreicht.
Ein Kindheitstraum wird Wirklichkeit
Die Faszination für die britischen Soldaten begann in Wöbbekings Kindheit, als er sie bei Manövern beobachtete und von ihnen Schokolade geschenkt bekam. Diese Erlebnisse prägten ihn und führten dazu, dass er Berichte über die Soldaten sammelte. Trotz seiner eigenen militärischen Ambitionen, die durch gesundheitliche Probleme vereitelt wurden, ließ ihn das Interesse an der britischen Militärgeschichte nie los. Im Jahr 2009 begann er, alte Zeitungsartikel zu durchforsten und seine Website ins Leben zu rufen, die schnell zu einem beliebten Anlaufpunkt für Interessierte wurde.
Die Resonanz war überwältigend. Briten, die in Hameln gedient hatten, fanden den Weg zu Wöbbeking und teilten ihre Erinnerungen und Fotos mit ihm. Diese Interaktionen führten dazu, dass Wöbbeking oft in den Gordon Barracks, dem Hauptquartier der britischen Truppen, ein und aus ging. „Ich wurde zum Verbindungsglied zwischen Aktiven und ehemaligen Soldaten“, erzählt er stolz.
Ein Netzwerk der Erinnerungen
Wöbbeking hat nicht nur eine Website geschaffen, sondern auch ein Netzwerk von Freundschaften aufgebaut. Bei einem Urlaub in Schottland traf er zufällig auf einen Wirt, dessen Sohn in Hameln stationiert war. „Den Rest des Abends konnte ich dann frei trinken“, erinnert sich Wöbbeking mit einem Lächeln. Diese kleinen Anekdoten zeigen, wie eng die Verbindungen zwischen den Menschen sind, die durch die britische Militärpräsenz in Hameln entstanden sind.
Die britischen Soldaten waren nicht nur in Uniform präsent, sondern halfen auch der Gemeinde in schwierigen Zeiten, wie während der Schneekatastrophe in den 1960er Jahren. Wöbbeking ist es ein Anliegen, diese Geschichten lebendig zu halten und die positiven Aspekte der britischen Präsenz in Hameln hervorzuheben. „Die Briten waren gerne hier“, sagt er und betont die gegenseitige Sympathie, die bis heute anhält.
In den letzten Jahren hat Wöbbeking immer wieder neue Informationen über die britischen Soldaten in Hameln gesammelt. Dank der Unterstützung von ehemaligen Soldaten und deren Familien konnte er Lücken in der Geschichte schließen und die Zeit zwischen 1945 und 1954 detailliert rekonstruieren. Diese Arbeit ist für ihn nicht nur ein Hobby, sondern eine Herzensangelegenheit.
Die jährlichen „Reunions“, bei denen sich ehemalige Soldaten und ihre Familien treffen, sind für Wöbbeking ein Höhepunkt. Hier wird die Geschichte lebendig, und die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit werden gefeiert. „Es ist eine Freude zu sehen, wie die Briten und die Hamelner zusammenkommen“, sagt er und blickt auf die vielen positiven Erinnerungen zurück, die diese Verbindung geprägt haben.
Arnd Wöbbeking ist mehr als nur ein Geschichtenerzähler; er ist ein Bewahrer der Erinnerungen, ein Brückenbauer zwischen Kulturen und ein leidenschaftlicher Botschafter für die britische Militärgeschichte in Hameln. Seine Arbeit zeigt, wie wichtig es ist, die Vergangenheit zu ehren und die Verbindungen zwischen den Menschen zu stärken, die durch gemeinsame Erlebnisse und Freundschaften entstanden sind. In einer Welt, die sich ständig verändert, bleibt die Erinnerung an die britischen Soldaten in Hameln lebendig – dank der unermüdlichen Arbeit von Arnd Wöbbeking.