In Mainz fand am Mittwochabend, dem 6. November, eine außergewöhnliche Veranstaltung statt, die Trauer und Humor auf eindrucksvolle Weise miteinander verband. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf und der Kabarettist Lars Reichow diskutierten im Bürgerhaus Mainz-Hechtsheim über die Berührungspunkte zwischen diesen beiden scheinbar gegensätzlichen Themen. Eingeladen hatte der Verein Trauernde Eltern und Kinder Rhein-Main, der sich für die Unterstützung von Trauernden einsetzt. Die Veranstaltung mit dem Titel „Heile, heile Gänsje … – Trauer und Trost. Spaß und Spott“ war bis auf den letzten Platz gefüllt, was die große Resonanz und das Interesse an diesem sensiblen Thema unterstrich. Laut [Bistum Mainz](https://bistummainz.de/pressemedien/pressestelle/mainzer-bistumsnachrichten/aktuell/nachrichten/nachricht/Mainzer-Bistumsnachrichten-Nr.-16—2024?womort=Mainz) bot die Veranstaltung nicht nur einen Raum für persönliche Geschichten, sondern auch für tiefgründige Reflexionen über den Umgang mit Verlust.
Zu Beginn der Diskussion lenkte Moderator Daniel Meuren, Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die Aufmerksamkeit auf aktuelle politische Ereignisse, insbesondere das Wahlergebnis in den USA. Bischof Kohlgraf äußerte seine Besorgnis über die Stabilität der demokratischen Institutionen und die Wahl eines Präsidenten, der sich als Lügner präsentiere. Reichow ergänzte mit einer kritischen Betrachtung der Wahlentscheidung, die er als „Schrecken, der vier Jahre anhielt“ bezeichnete. Doch schnell wandte sich das Gespräch dem zentralen Thema des Abends zu: der Trauer.
Persönliche Geschichten und der Umgang mit Verlust
Beide Gesprächspartner teilten bewegende persönliche Erfahrungen mit Verlust. Lars Reichow sprach offen über den Tod seiner Mutter und die bleibende Trauer, die er empfindet: „Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke.“ Auch Bischof Kohlgraf erinnerte sich an den Verlust seiner eigenen Mutter, die kurz vor seinem Abitur starb. Er berichtete, wie wichtig es war, in dieser schweren Zeit Unterstützung zu erhalten, auch in Form von kleinen Gesten wie einer Currywurst vom Kaplan seiner Pfarrei. „Das war in dieser Situation genau das Richtige“, erinnerte sich Kohlgraf.
Die Diskussion beleuchtete auch die Rolle der Kirche in der Trauerbewältigung. Kohlgraf betonte, dass die Kirche kein Monopol auf den Umgang mit Trauer habe, jedoch in schwierigen Zeiten oft eine wichtige Stütze sei. Reichow wies darauf hin, dass die Kirche als Fundament der Gesellschaft fungiere, das Menschen zusammenhalte und ihnen ermögliche, einander zu achten. „Wo sie verschwindet, geht unwiederbringlich etwas verloren“, sagte er und appellierte an Kohlgraf, mehr Humor in die kirchliche Arbeit zu integrieren, um mehr Menschen zu erreichen.
Die Bedeutung von Humor in der Trauer
Ein zentrales Thema der Veranstaltung war die Verbindung von Humor und Trauer. Reichow erklärte, dass es oft die Erinnerungen an verstorbene Personen sind, die einen zum Lachen bringen können: „Wenn ich mich an einen Verstorbenen erinnere und dann über etwas lachen muss, das ich mit dieser Person gemeinsam erlebt habe.“ Kohlgraf stimmte zu und wies darauf hin, dass Humor ein wichtiger Teil des Lebens sei, auch in Zeiten der Trauer. Die Veranstaltung war Teil der Reihe „Tod.Endlich.Leben“, die Menschen ansprechen möchte, die sich mit dem Thema Tod und Trauer auseinandersetzen.
Der Verein Trauernde Eltern und Kinder Rhein-Main, der die Veranstaltung organisiert hat, bietet seit 25 Jahren intensive Trauerbegleitung für Eltern, Geschwister, Jugendliche und Kinder im Rhein-Main-Gebiet an. Über 400 Trauernde nutzen jährlich die Angebote des Vereins, der zu mehr als 90 Prozent spendenfinanziert ist. Laut [Wikipedia](https://de.wikipedia.org/wiki/Mainzer_Dom) ist der Mainzer Dom nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein Ort, an dem viele wichtige gesellschaftliche und religiöse Ereignisse stattfinden, was die Bedeutung der Kirche in der Region unterstreicht.
Die Veranstaltung endete mit einem Aufruf zur Unterstützung der Trauerarbeit des Vereins, und die gesammelten Spenden fließen direkt in die Angebote für Trauernde. Es wurde deutlich, dass der Austausch über Trauer und der Umgang mit Verlust nicht nur wichtig, sondern auch heilsam sein kann.
Insgesamt war die Abendveranstaltung ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Humor und Trauer miteinander verbunden werden können, um Menschen in schwierigen Zeiten zu unterstützen und zu verbinden. Die Offenheit der Gesprächspartner und die rege Teilnahme des Publikums zeigten, dass das Thema Trauer nicht nur tabuisiert werden sollte, sondern dass es wichtig ist, darüber zu sprechen und gemeinsam Wege zu finden, mit Verlust umzugehen.