In Rathenow, einem kleinen Ort in Brandenburg, wird derzeit ein beeindruckendes Bauprojekt realisiert, das die Wasserwirtschaft revolutionieren könnte. Die Arbeiten am Hinterarchenwehr steuern auf eine entscheidende Phase zu, in der über 3000 Kubikmeter Beton unter Wasser verbaut werden. Dies ist nicht nur eine logistische Meisterleistung, sondern auch ein technisches Abenteuer, das die Fähigkeiten von Ingenieuren und Tauchern auf die Probe stellt. Wie die MAZ berichtete, soll die Sohle des Bauwerks Anfang des kommenden Jahres gegossen werden.
Die Dimensionen dieses Vorhabens sind gewaltig: Um das Fundament des Wasserbauwerks, das etwa 1,70 Meter dick sein wird, zu errichten, sind zwischen 3100 und 3200 Kubikmeter Beton erforderlich. Das entspricht einer Menge von rund 400 Lkw-Ladungen. Projektleiterin Heike Püschel vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Spree-Havel beschreibt die logistische Herausforderung, die mit der Bereitstellung des Betons verbunden ist. Zwei Betonwerke, eines in Rathenow und eines in Stendal, werden rund um die Uhr für dieses Projekt in Betrieb sein.
Komplexe Herausforderungen unter Wasser
Die gesamte Operation findet unter Wasser statt, um unkontrollierbare Auftriebskräfte zu vermeiden. Dies macht die Arbeit für die Taucher besonders anspruchsvoll. Sie müssen sicherstellen, dass der Beton gleichmäßig verteilt wird, während sie gleichzeitig die Stabilität der Konstruktion im Auge behalten. „Diese Arbeit ist sehr anstrengend“, erklärt Püschel. Mehrere Tauchteams sind im Einsatz, um eine kontinuierliche Ablösung zu gewährleisten.
Um die Sohle des Wehres den nötigen Halt zu geben, werden rund 110 betonummantelte Stahlpfähle in den Flussgrund der Havel getrieben. Jeder dieser Pfähle hat einen Durchmesser von 20 bis 25 Zentimetern und wird bis zu zehn Meter tief in den Boden eingelassen. Püschel berichtet, dass bereits die Hälfte der Pfähle installiert ist und die restlichen bis Ende des Jahres folgen sollen. Vor dem Gießen der Sohle werden die Taucher jeden einzelnen Pfahl auf seine Stabilität überprüfen.
Ein finanzielles Mammutprojekt
Die Erneuerung der Wehranlage wird den Bund rund 20 Millionen Euro kosten. Ursprünglich war geplant, das neue Wehr im Frühjahr 2026 in Betrieb zu nehmen, doch aufgrund der Komplexität der Arbeiten könnte sich dieser Termin um einige Monate verschieben. Die neue Anlage wird nicht nur das Hinterarchenwehr ersetzen, sondern auch das alte Vorderarchenwehr zurückbauen, das künftig nicht mehr benötigt wird. Zusammen können die beiden Wehre bis zu 360 Kubikmeter Wasser pro Sekunde abführen und bieten somit einen effektiven Schutz gegen Hochwasserereignisse, wie sie in der Vergangenheit Rathenow bedrohten, wie auch MAZ berichtete.
Die Arbeiten am Hinterarchenwehr sind nicht nur ein technisches Meisterwerk, sondern auch ein bedeutender Schritt für die Infrastruktur in der Region. Die Kombination aus innovativen Bauverfahren und der Expertise von Fachleuten wird dazu beitragen, dass Rathenow auch in Zukunft vor den Herausforderungen des Wassermanagements gewappnet ist.