In Berlin hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) einen neuen Co-Vorsitzenden gewählt. Gökhan Akgün, ein 42-jähriger Erzieher, wurde mit einer beeindruckenden Mehrheit von 92 Prozent der Stimmen von der Landesdelegiertenversammlung gewählt. Dieses klare Votum folgt auf eine Zeit interner Konflikte und Spannungen innerhalb der Gewerkschaft, die über zwei Jahre andauerten. Akgün wird nun die Geschicke einer der größten Bildungsgewerkschaften Deutschlands lenken.
Akgün, der in Friedrichshain-Kreuzberg als Vorsitzender der GEW aktiv war, hat eine Ausbildung in Kindheitspädagogik abgeschlossen und ist auch im Vorstand des Personalrats seines Bezirks tätig. In seiner ersten Rede nach der Wahl betonte er, wie wichtig es ist, dass alle Kinder und Jugendlichen in Berlin die bestmögliche Förderung erhalten. Er kritisierte die geplanten Kürzungen der Senatsverwaltung, die die ohnehin schon unterfinanzierte Bildungsinfrastruktur weiter belasten würden. „Ich will gemeinsam mit einer starken GEW gegen weitere Verschlechterungen kämpfen“, so Akgün weiter.
Hintergrund zur Wahl
Die Wahl von Akgün erfolgt vor dem Hintergrund einer Abhöraffäre, die zum Rücktritt seines Vorgängers Tom Erdmann führte. Erdmann hatte illegal einen Gesprächsmitschnitt gespeichert und weitergegeben, was innerhalb der Gewerkschaft für großen Unmut sorgte. Der Rücktritt war eine notwendige Konsequenz aus den schweren Vorwürfen gegen ihn, die das Vertrauen in die Führung der GEW erheblich erschütterten. In seiner Rücktrittserklärung räumte Erdmann ein, dass sein Verhalten „falsch“ gewesen sei und er bedauere, die Datei auch Dritten zugänglich gemacht zu haben.
Akgüns Wahl wird von vielen als ein Zeichen für einen Neuanfang in der GEW gesehen. Er bringt nicht nur Fachwissen, sondern auch die Fähigkeit mit, Brücken zu bauen und unterschiedliche Interessen innerhalb der Gewerkschaft zu vereinen. Die GEW hat über 30.000 Mitglieder aus staatlichen und privaten Bildungseinrichtungen und ist damit die größte Interessenorganisation im Berliner Bildungswesen. Ihr Ziel ist es, die Arbeitsbedingungen im Bildungssektor zu verbessern und die Belange aller Beschäftigten zu vertreten, von Lehrkräften bis hin zu Sozialpädagog*innen.
Ausblick auf die Herausforderungen
Die Herausforderungen für die GEW sind enorm. Akgün hat bereits angekündigt, sich für eine gerechtere Bildungspolitik einzusetzen, die nicht vom sozialen Status der Eltern abhängt. Dies ist besonders wichtig in einer Stadt wie Berlin, in der die Kluft zwischen verschiedenen sozialen Milieus immer größer wird. Trotz des Fachkräftemangels und der Überlastung der pädagogischen Mitarbeiter bleibt die GEW entschlossen, die Stimme der Beschäftigten zu sein und deren Interessen auf politischer Ebene zu vertreten.
Die GEW ist nicht nur eine Gewerkschaft, sondern auch eine Stimme für Veränderungen im Bildungssystem. Sie setzt sich für die Rechte der Beschäftigten in allen Bildungsbereichen ein und kämpft für bessere Arbeitsbedingungen. Akgün hat die Unterstützung der Mitglieder hinter sich und wird sich nun der Aufgabe widmen, die GEW in diese neue Ära zu führen.
Zusätzlich zu den internen Herausforderungen wird die GEW auch externen Druck spüren, da die Bildungspolitik in Berlin ständig im Fokus steht. Die bevorstehenden Entscheidungen über Budgets und Ressourcenverteilung werden entscheidend dafür sein, wie Akgün und sein Team arbeiten können. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickeln wird, aber mit Akgün an der Spitze können die Mitglieder der GEW auf einen engagierten und kompetenten Führer zählen.
Für weitere Informationen zur GEW und ihren Aktivitäten besuchen Sie bitte die offizielle Webseite der Gewerkschaft unter gew-berlin.de. Dort finden Sie aktuelle Nachrichten, Informationen zu Veranstaltungen und vieles mehr.
Die Informationen über die Abhöraffäre und die Wahl von Gökhan Akgün stammen aus einem Artikel des Tagesspiegels, der die Entwicklungen innerhalb der GEW ausführlich dokumentiert hat. Besuchen Sie Tagesspiegel für weitere Details.