Alemannia Aachen sieht sich nach anhaltenden Vorwürfen gegenüber ihrer Fanszene und dem Hooligan Kevin P. zunehmend in der Pflicht, Stellung zu beziehen. Der Verein reagierte auf einen Artikel in der „ZEIT“, der die Problematik um rechtsextreme Tendenzen innerhalb seiner Anhängerschaft thematisiert. In einer offiziellen Erklärung betont Alemannia, dass Trainer Heiner Backhaus und der Aufsichtsratsvorsitzende Moberz das belastende Video des Angeklagten Kevin P. nicht angesehen haben. Der Verein stellt klar, dass beide sich nicht an der Billigung des Gewaltexzesses beteiligt haben.
Besonders betont Alemannia, dass die beiden Funktionäre sich nicht öffentlich zu den Vorwürfen äußern wollen, um den laufenden Prozess gegen Kevin P. nicht zu gefährden. Der Verein stellt sich entschieden hinter ihren Cheftrainer und den Vorsitzenden des Aufsichtsrats und weist die Kritik an der angeblich laxen Handhabung mit Problemfans zurück. Kevin P. ist nicht nur wegen Totschlags angeklagt; er betreibt auch einen gemeinnützigen Verein, welcher Essen an Bedürftige austeilt.
Rückkehr in den Profifußball
Inmitten der Kontroversen feiert Alemannia Aachen zudem einen sportlichen Erfolg: Nach elf Jahren kehrt der Verein in den Profifußball zurück, nachdem er die Regionalliga West mit beeindruckenden 14 Punkten Vorsprung auf den Wuppertaler SV gewonnen hat. Unter Trainer Heiner Backhaus, der im Herbst 2023 vom Berliner FC Dynamo geholt wurde, feierte das Team eine erfolgreiche Rückrunde mit 15 Siegen aus 16 Spielen.
Allerdings wird die Fanszene von Alemannia Aachen kritisch beäugt. Teile dieser Szene gelten als rechtsextrem unterwandert. Das antifaschistische Magazin „Lotta“ berichtete bereits vor zehn Jahren über die Verbindung zwischen Neonazis und Hooligans. Diese Gruppierungen finden in der Fanszene Anklang und nutzen Fußball als Rekrutierungsfeld. Der Vorwurf, dass der Verein einen laxen Umgang mit diesen Problemfans hat, wird immer wieder laut, da Stadionverbote gegen rechtsextreme Gruppen wie die Karlsbande, die antifaschistische Fans aus dem Stadion jagt, nie verhängt wurden.
Gesellschaftliche Herausforderungen
Diese Probleme stehen im Kontext einer breiteren gesellschaftlichen Debatte über Rechtsextremismus im Fußball. In Deutschland gibt es eine lange Geschichte von Hooliganismus und Neonazismus in der Fankultur, die bis in die 1970er Jahre zurückreicht. Viele erinnern sich an Vorfälle während Länderspielen, wo rassistische Parolen skandiert wurden. Diese gesellschaftlichen Konflikte, unter anderem bezüglich Migration und sexueller sowie geschlechtlicher Vielfalt, beeinflussen auch die Stimmung in den Stadien.
Der DFB hat zwar in den letzten Jahrzehnten Maßnahmen zur Bekämpfung von Rassismus und zur Förderung von Vielfalt ergriffen, doch rassistische Einstellungen sind in Teilen des Amateurfußballs nach wie vor verbreitet. Das bevorstehende sportliche Highlight, die Europameisterschaft 2024 in Deutschland, könnte erneut ein Ziel für extrem rechte Aktivitäten werden, was die Problematik weiter verstärkt.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass Alemannia Aachen nicht nur sportliche Erfolge feiert, sondern sich auch mit einem angespannten sozialen Klima in ihrer Fangemeinde auseinandersetzen muss. Die Vereinspolitik, die sich von rechtsextremen Aktivitäten und politischen Äußerungen distanziert, wird dabei auf eine harte Probe gestellt.