Am 10. November 1938, nur einen Tag nach der Reichspogromnacht, kam es auch in Kandel zu gewaltsamen Übergriffen auf jüdische Familien, insbesondere auf die Familie Haas. Laut einem Protokoll des Landgerichts Landau aus dem Jahr 1948 versammelten sich SA-Männer vor dem Rathaus und drangen in das Geschäft und die Wohnräume von Oskar Haas ein, während dessen Sohn Richard bereits in Schutzhaft war. Unter der Führung von SA-Truppenführer Karl Burkhard kam es zu massiven Zerstörungen, die zahlreiche Schaulustige anlockten.
Die Ermittlungen nach dem Krieg offenbarten, dass viele Täter nicht identifiziert werden konnten, da sie tot oder vermisst waren. Einzig Burkhard wurde wegen Landfriedensbruchs verurteilt, jedoch unter milden Umständen, da er als nicht politisch motiviert galt. Zeugen berichteten von anderen Beteiligten, die sich zwar nicht aktiv an den Zerstörungen beteiligten, aber auch nicht eingriffen, während die damaligen Beamten und der Bürgermeister erst nach Beendigung der Ausschreitungen eintrafen. Diese Geschehnisse werfen einen Schatten auf die Aufarbeitung der Vergangenheit in der Region.