Die Fastnacht in Mainz wird in diesem Jahr von einer unerwarteten Wendung überschattet: Die Bundestagswahl wurde auf den 23. Februar vorgezogen, mitten in die Hochphase der närrischen Feierlichkeiten. Diese Entscheidung sorgt für Aufregung und Stress unter den Fastnachtern, die sich auf die bevorstehenden Veranstaltungen vorbereiten müssen. Laut SWR stellt dies eine besondere Herausforderung dar, da die Wahl nur wenige Tage vor der beliebten Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht“ stattfindet.
Johannes Bersch, der als Moguntia auftritt und politische Vorträge hält, sieht sich gezwungen, seine Reden kurzfristig anzupassen. „Zwar musste ich mich schon des Öfteren schnell auf Veränderungen in der politischen Landschaft einstellen, in diesem Ausmaß ist das aber neu für mich,“ erklärt er. Der Druck ist spürbar, denn die Fastnacht ist für viele ein Höhepunkt des Jahres, und die Vorbereitungen müssen trotz der politischen Ungewissheit weitergehen.
Ein Balanceakt zwischen Fastnacht und Wahl
Andreas Schmitt, der als Obermessdiener und Sitzungspräsident bei „Mainz bleibt Mainz“ fungiert, zeigt sich gelassener. „Wer das nicht beherrscht, ist fehl am Platz!“ sagt er und betont, dass solche Situationen für Redner immer eine Herausforderung darstellen. Er erinnert sich an den Rücktritt von Christian Wulff im Jahr 2012, der ebenfalls während der Fastnacht stattfand und für viele Redner eine Anpassung ihrer Vorträge erforderte.
Der neue Chef-Wagenbauer für die Motivwagen des Rosenmontags, Stefan Hisge, hat ebenfalls mit dem Druck zu kämpfen. „Als ich von dem Termin gehört habe, sind mir ein paar graue Haare mehr gewachsen,“ gesteht er. Trotz der Herausforderungen zeigt er sich optimistisch, dass es gelingen wird, aktuelle Motivwagen für den Rosenmontagszug zu gestalten.
Die Sorgen der Fastnachtsvereine
Die Fastnachtsvereine haben zudem mit logistischen Problemen zu kämpfen. Viele ihrer Hallen, die normalerweise für Fastnachtsitzungen genutzt werden, sind als Wahlbüros vorgesehen. Ralf Peterhanwahr, Pressesprecher der Stadt Mainz, versichert jedoch, dass die Fastnachter ihre Hallen behalten dürfen. „Wir wollen keinen Ärger mit den Fastnachtsvereinen,“ betont er. Dies wurde auch für die Bretzenheimer „Uffstumber“ bestätigt, die ihre Sitzungen in der TSG Halle abhalten können, trotz der bevorstehenden Wahl.
Die Kommunen stehen vor der Herausforderung, ausreichend Wahlhelfer zu finden, da viele Fastnachtsveranstaltungen gleichzeitig stattfinden. Wie Tagesschau berichtet, benötigt die Stadt Trier beispielsweise etwa 800 Wahlhelfer. Innenminister Michael Ebling zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass die Kommunen die Herausforderungen meistern werden.
Die Fastnachter hoffen, trotz der politischen Turbulenzen ihre Feierlichkeiten ungestört durchführen zu können. Florian Sitte, Präsident des Mainzer Carneval Clubs, wünscht sich, dass die Behörden Wählerinnen und Wähler als Wahlhelfer beauftragen, die nicht in der Fastnacht engagiert sind. „Das Publikum wird politisch interessierter sein als sonst,“ fügt er hinzu.
Der 23. Februar wird also nicht nur ein Wahltag, sondern auch ein Test für die Flexibilität und Kreativität der Fastnachter in Mainz. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickeln wird und ob die Fastnacht trotz der politischen Ereignisse in vollem Umfang gefeiert werden kann.