Im Thüringer ÖPNV gibt es zurzeit erhebliche Probleme, die auf unklare Zuständigkeiten und bürokratische Hürden zurückzuführen sind. Schüler müssen für ihren Schulweg oft zwei Fahrkarten kaufen, während ältere Damen an Haltestellen aus- oder einsteigen dürfen. Diese Schwierigkeiten sorgen für eine ungleiche Nutzung des Nahverkehrs, was Busfahrer dazu bringt, in unkonventionellen Situationen eigenständig pragmatische Lösungen zu finden, oft anonym, um nicht gegen Vorschriften zu verstoßen. Laut Christoph Heuing, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Mittelthüringen (VMT), liegt die Verantwortung für den ÖPNV bei den einzelnen Landkreisen, was zu Isolation und variierenden Serviceniveaus führt.
Ein Beispiel für die verworrene Situation im Nahverkehr ist die Buslinie 220 von Erfurt nach Sömmerda. Während die Busse der Stadt Erfurt nur auf festgelegten innerstädtischen Routen verkehren können, dürfen die Sömmerdaer Busse nur bis zur Landkreisgrenze fahren. Kommt es zu Überfahrten, etwa durch spezielle Vereinbarungen, müssen Fahrgäste oft mehrmals umsteigen oder zusätzlich Tickets erwerben, was das gesamte System unnötig kompliziert macht. Dies alles zeigt deutlich den Handlungsbedarf auf, um den Nahverkehr in Thüringen effizienter und benutzerfreundlicher zu gestalten.