In Rotenburg (an der Fulda) brodelt es in der Stadtpolitik! Ein umstrittenes Projekt für Studentenapartments sorgt für hitzige Diskussionen und lässt die Verantwortlichen zögern. Der Haupt- und Finanzausschuss hat das Bauvorhaben „Wohnen am Campus“ von der Tagesordnung genommen, um mehr Zeit für Beratungen zu gewinnen. Dies wurde auf Antrag von Sebastian Münscher (SPD) beschlossen und fand Unterstützung bei der CDU. Die Bedenken sind groß, und die Anwohner sind alles andere als begeistert.
Das geplante Bauprojekt sieht den Bau eines vierstöckigen Gebäudes mit 120 Studentenapartments und 60 Parkplätzen vor. Die Sparkasse Hersfeld-Rotenburg hat das Grundstück an der Josef-Durstewitz-Straße bereits erworben und die Pläne entwickelt. Doch die Stadtverordneten sind sich uneinig. Laut HNA gibt es zahlreiche Einwände von Anwohnern, die sich Sorgen um die Höhe des Gebäudes und die damit verbundene Lärmbelastung machen. Sie befürchten, dass das ruhige Wohngebiet durch den neuen Komplex stark beeinträchtigt wird.
Stadtverordnete in der Zwickmühle
Die Diskussionen im Ausschuss drehten sich auch um die Kapazität der Kanalisation. Stephan Heckeroth, Betriebsleiter der Stadtwerke Rotenburg, stellte klar, dass die Kanalisation durch das neue Wohnprojekt an ihre Grenzen stoßen könnte. „Das Rückstaurisiko würde natürlich zunehmen, wäre aber noch im gesetzlichen Rahmen“, so Heckeroth. Diese Aussage sorgte für zusätzliche Unsicherheit unter den Ausschussmitgliedern. Andreas Börner (CDU) äußerte Bedenken: „Ich hätte Bauchschmerzen, jetzt eine Entscheidung treffen zu müssen.“
Die Stadtverordneten fragen sich auch, ob die geplanten vier Stockwerke wirklich notwendig sind. Sebastian Münscher stellte die provokante Frage, ob nicht auch drei ausreichen würden. Diese Unsicherheiten und die Bedenken der Anwohner führen dazu, dass die Stadtpolitik dringend Bedenkzeit benötigt.
Bedarf an Studentenwohnungen bleibt hoch
Die Verantwortlichen des Studienzentrums, die das Gebäude später anmieten würden, haben ebenfalls ihre Bedenken geäußert. Bürgermeister Marcus Weber berichtete von einem Gespräch, in dem ihm versichert wurde, dass der Bedarf an Studentenwohnungen hoch sei und weiterhin steige. Laut HNA haben die gestiegenen Unterbringungsbedarfe die Kapazitäten des Studienzentrums bereits überstiegen. Aktuell werden externe Anmietungen in Rotenburg und die Einrichtung eines zweiten Standorts in Frankfurt am Main in Betracht gezogen.
Die Stadtverordnetensitzung, in der das Projekt erneut diskutiert wird, findet heute um 19 Uhr im Bürger- und Tourismuszentrum statt. Die Entscheidung über das Schicksal des Projekts „Wohnen am Campus“ bleibt also spannend und könnte weitreichende Folgen für die Stadt und ihre Bewohner haben.