In einem bewegenden Vortrag im Alten Rathaus Göttingen hat das Ehepaar Ivar und Dagmar Buterfas-Frankenthal, Überlebende des Holocaust, eindringlich an die Schrecken der NS-Zeit erinnert. „Es gibt keine Kollektivschuld, es gibt nur eine Kollektivscham für die AfD und die Angehörigen dieser Partei“, erklärte der 91-jährige Buterfas-Frankenthal, dessen Kindheit unter dem grausamen Regime der Nationalsozialisten stattfand. Diese Worte, die er am Montag äußerte, sind Teil seiner Mission, die Erinnerung an die Gräueltaten wachzuhalten. Laut einem Bericht von Göttinger Tageblatt hat das Paar in den letzten Jahrzehnten über 1650 Veranstaltungen durchgeführt, um ihre Erfahrungen zu teilen und die Jugend zu sensibilisieren.
Die Veranstaltung wurde von der Polizeiinspektion Göttingen organisiert und richtete sich an Schüler, Polizeibeamte und Verwaltungsmitarbeiter. Polizeipräsidentin Tanja Wulff-Bruhn betonte die Bedeutung der Lebensgeschichte des Paares: „Ihr Leidens- und Lebensweg macht uns ungeschönt deutlich, was auf dem Spiel steht.“ Dies geschah im geschichtsträchtigen Saal, wo 1938 die Zerstörung der Göttinger Synagoge beschlossen wurde, ein düsteres Kapitel in der Geschichte der Stadt.
Ein Leben im Schatten des Nationalsozialismus
Ivar Buterfas-Frankenthal, geboren 1933 in Hamburg, erlebte die Schrecken des Nationalsozialismus hautnah. Sein Vater wurde ins Konzentrationslager gebracht, und die Familie musste unter extremen Bedingungen leben. Als „Halbjuden“ war er Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt. „Halbjude Buterfas, du darfst nicht mehr den Hof betreten“, rief der Rektor, als er aus der Schule geworfen wurde. Diese Demütigungen und die brutalen Übergriffe von Gleichaltrigen prägten seine Kindheit nachhaltig.
Eine der schrecklichsten Erinnerungen, die Buterfas-Frankenthal mit sich trägt, ist ein Vorfall, bei dem er von anderen Kindern verfolgt und gedemütigt wurde. „Sie haben mir die kurze Hose heruntergezogen, mit einer Zigarette ein Loch in meinen Schenkel gebrannt“, erzählt er. Diese traumatischen Erlebnisse haben ihn bis heute nicht losgelassen, und er kämpft mit den Erinnerungen daran.
Ein Aufruf zur Wachsamkeit
Buterfas-Frankenthal und seine Frau Dagmar, mit der er seit fast 70 Jahren verheiratet ist, setzen sich unermüdlich dafür ein, dass die Schrecken der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten. „Ich liebe dieses Land immer noch. Aber vergessen kann ich diese Taten nie“, erklärte er den Zuhörern, darunter auch Polizisten, die sich mit dem Thema Antisemitismus auseinandersetzen wollen, wie Kreiszeitung Wochenblatt berichtete.
Die Botschaft des Paares ist klar: Die Gesellschaft muss wachsam bleiben und aktiv für Demokratie und Menschlichkeit eintreten. „Es war noch nie so unruhig auf Deutschlands Straßen wie in diesem Jahrzehnt“, warnt Buterfas-Frankenthal und fordert alle auf, sich gegen das Erstarken nationalistischer Ideologien zu stellen. Seine Geschichte ist nicht nur ein Rückblick, sondern ein eindringlicher Appell an die Gegenwart und Zukunft.
In einer Zeit, in der die Erinnerung an die Gräueltaten des Nationalsozialismus immer wichtiger wird, sind die Stimmen von Überlebenden wie Ivar und Dagmar Buterfas-Frankenthal von unschätzbarem Wert. Ihre Erfahrungen und ihr unermüdlicher Einsatz für die Aufklärung sind ein Licht in der Dunkelheit und ein Mahnmal für die kommenden Generationen.