In Cottbus wird auch nach dem offiziellen Ende der Corona-Pandemie weiterhin ein wachsames Auge auf die Virenlast im Abwasser geworfen. Tino Schmidt, der Leiter der Lausitzer Wasser Gesellschaft (LWG), erklärt in einem aufschlussreichen Interview, dass seit November 2023 regelmäßig Proben entnommen werden, um die Verbreitung des Coronavirus und des Influenza-Virus zu überwachen. Diese Proben werden zweimal wöchentlich ins Labor des Robert-Koch-Instituts geschickt, um die Viruslast zu analysieren. Diese Maßnahmen sind Teil des Projekts AMELAG (Abwassermonitoring für die epidemiologische Lagebewertung), an dem über 160 Kläranlagen in Deutschland teilnehmen, wie [rbb|24](https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/11/interview-messung-corona-viren-abwasser-cottbus.html?womort=Cottbus) berichtet.
Die Proben werden entnommen, um festzustellen, ob die Viruslast in der Region steigt oder fällt. Schmidt betont, dass die Überwachung der Abwasserproben eine wertvolle Informationsquelle darstellt, da das Virus oft bereits fünf Tage vor dem Auftreten von Symptomen im Körper ausgeschieden wird. Dies ermöglicht es, frühzeitig auf mögliche Ausbrüche zu reagieren und gegebenenfalls präventive Maßnahmen zu ergreifen. „Jeder kann selbst Schlüsse ziehen, ob er eine Maske aufsetzt oder nicht“, sagt Schmidt und gibt damit den Bürgern die Verantwortung, auf die gemessenen Daten zu reagieren.
Die Bedeutung der Abwasserüberwachung
Die Abwasserüberwachung ist nicht nur ein technischer Prozess, sondern auch ein wichtiges Instrument zur Gesundheitsüberwachung. Schmidt erklärt, dass die LWG nicht nur die Viruslast im Abwasser misst, sondern auch andere Erreger in Betracht zieht. Zukünftig könnten auch Polioviren und resistente Bakterienstämme getestet werden, um ein umfassenderes Bild der gesundheitlichen Lage in der Region zu erhalten. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um die öffentliche Gesundheit zu schützen und mögliche Epidemien frühzeitig zu erkennen.
Aktuell zeigt die Analyse, dass die Viruslast in Cottbus relativ gering ist, jedoch eine leicht steigende Tendenz bei den Corona-Viren festgestellt wurde. Im Vergleich zum Vorjahr bleibt die Zahl der Infektionen jedoch niedrig. Schmidt hebt hervor, dass das System der Abwasserüberwachung funktioniert und es möglich ist, sowohl steigende als auch fallende Wellen der Viruslast zu erkennen. Dies gibt den Behörden die Möglichkeit, schnell zu reagieren und die Bevölkerung zu informieren.
Öffentliche Wahrnehmung und Bedenken
Die Überwachung des Abwassers hat jedoch auch Kritiker. Einige befürchten, dass dies zu einer Art Überwachung der Bevölkerung führen könnte. Schmidt entgegnet, dass die Daten anonymisiert sind und keine direkten Rückschlüsse auf individuelle Erkrankungen zulassen. Es geht lediglich darum, die allgemeine Viruslast in der Region zu erfassen. „Wir haben hier ein recht großes Einzugsgebiet mit über 100.000 Einwohnern, und die Daten sind nicht auf Einzelpersonen zurückzuführen“, erklärt er.
Das AMELAG-Projekt ist bis Ende des Jahres finanziert, und wie es im nächsten Jahr weitergeht, hängt von der Antwort der Bundesregierung ab. Auf EU-Ebene wird eine neue Kommunalabwasserrichtlinie erwartet, die vorschreibt, dass Kläranlagen auf bestimmte Bakterien und Viren untersucht werden müssen. Diese Richtlinie könnte weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheitsüberwachung in Deutschland haben, wie auch [Stuttgarter Nachrichten](https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.duo-im-interview-thorsten-legat-verhaeltnis-zu-sohn-nico-nach-wie-vor-angespannt.2db7f6c3-72ab-4458-812b-965e733fd54e.html) berichtet.
Die Abwasserüberwachung in Cottbus ist ein Beispiel dafür, wie moderne Technologien und wissenschaftliche Ansätze dazu beitragen können, die öffentliche Gesundheit zu schützen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickeln wird und welche Maßnahmen in Zukunft ergriffen werden, um die Bevölkerung weiterhin zu schützen.