In Göttingen und Umgebung herrscht Alarmstimmung auf dem Ausbildungsmarkt! Die neuesten Zahlen zeigen, dass fast die Hälfte der Betriebe in Niedersachsen Schwierigkeiten hat, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Laut der Industrie- und Handelskammer Hannover (IHK) melden 48 Prozent der Unternehmen, dass sie keine geeigneten Auszubildenden finden können. Dies ist ein besorgniserregender Trend, der sich in der gesamten Region abzeichnet, wie auch die Göttinger Tageblatt berichtet.
Die Agentur für Arbeit in Göttingen hat kürzlich die Ausbildungszahlen für den Zeitraum vom 1. Oktober 2023 bis 30. September 2024 veröffentlicht. Trotz der angespannten Lage gibt es insgesamt 3067 Ausbildungsstellen, jedoch nur 2181 Bewerber. Dies bedeutet, dass auf 100 Ausbildungsplätze nur 72 Bewerber kommen. Im Vergleich zu 2014, als es noch 114 Bewerber pro 100 Stellen gab, ist dies ein alarmierender Rückgang. Die Chefin der Agentur für Arbeit, Klaudia Silbermann, betont, dass die betriebliche Ausbildung eine unverzichtbare Talentschmiede für die Fachkräftegewinnung ist.
Die Gründe für den Azubi-Mangel
Die Ursachen für den Mangel an Auszubildenden sind vielfältig. Der demografische Wandel spielt eine entscheidende Rolle, da die jüngeren Generationen immer kleiner werden. Zudem fehlt es vielen jungen Menschen an ausreichender Berufsorientierung. Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der DIHK, hebt hervor, dass viele Betriebe händeringend nach Auszubildenden suchen, während gleichzeitig über 30.000 Ausbildungsbetriebe keine einzige Bewerbung erhalten haben. Besonders betroffen sind Branchen wie das Gastgewerbe, die Industrie und das Baugewerbe, wie die DIHK berichtet.
Die IHK Göttingen verzeichnete in den kaufmännischen Berufen eine stabile Entwicklung mit 1510 abgeschlossenen Verträgen seit Oktober 2023. Dennoch bleibt die allgemeine Stimmung angespannt, da die Betriebe zunehmend Schwierigkeiten haben, ihre offenen Stellen zu besetzen. Christian Grascha von der IHK erklärt, dass die Konjunktur- und strukturelle Krise in Deutschland auch den Ausbildungsmarkt beeinflusst.
Positive Entwicklungen im Handwerk
Während die Situation in vielen Branchen angespannt ist, gibt es positive Nachrichten aus dem Handwerk. Im Agenturbezirk Göttingen wurden 711 Ausbildungsstellen abgeschlossen, was einem Anstieg von 39 im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Besonders gefragt sind Ausbildungsplätze in energie- und klimarelevanten Berufen sowie im Tischlerhandwerk, wo die Nachfrage die Anzahl der verfügbaren Stellen übersteigt.
Die Betriebe versuchen, sich durch innovative Rekrutierungsmaßnahmen und ein attraktives Ausbildungsumfeld hervorzuheben. Dazu gehören flache Hierarchien, moderne IT-Ausstattung und finanzielle Anreize, um junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen. Dercks betont, dass die Unternehmen ihre Anstrengungen verstärken müssen, um die Attraktivität der Ausbildungsplätze zu erhöhen und die potenziellen Azubis besser zu erreichen.
Die Herausforderungen auf dem Ausbildungsmarkt sind enorm, und ohne geeignete Maßnahmen wird sich die Situation nicht verbessern. Die Unternehmen müssen gemeinsam mit Schulen und anderen Institutionen an einem Strang ziehen, um die nächste Generation von Fachkräften auszubilden und die Lücken auf dem Arbeitsmarkt zu schließen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Ausbildungsmarkt in Göttingen und Niedersachsen vor großen Herausforderungen steht. Während einige Branchen positive Entwicklungen verzeichnen, bleibt der Mangel an Auszubildenden ein drängendes Problem, das dringend angegangen werden muss.