Im Landkreis Wittmund ist die alarmierende Zunahme häuslicher Gewalt nicht zu ignorieren. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Laut dem Jahresbericht der Beratungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt (BISS) gab es im Jahr 2023 einen schockierenden Anstieg von rund 50 Prozent der gemeldeten Fälle in den Kreisen Aurich und Wittmund. Dies hat die Verantwortlichen dazu veranlasst, eine Beratungsstelle für Betroffene ins Leben zu rufen, um dringend benötigte Hilfe zu leisten. Diese Initiative wurde von NWZonline berichtet.
Die erschreckenden Statistiken zeigen, dass von insgesamt 784 Fällen, die höchste Zahl seit der Einführung des Gewaltschutzgesetzes im Jahr 2002, 175 Fälle aus Wittmund stammen. Diese alarmierenden Zahlen haben den Kreistag dazu bewogen, die Einrichtung einer niedrigschwelligen Beratungsstelle zu beschließen. Der Sozialausschuss hat bereits Schritte eingeleitet, um eine Vereinbarung zu erarbeiten, wie dieses wichtige Angebot gestaltet werden kann.
Notwendigkeit einer Beratungsstelle
Marco Börgmann, der Fachbereichsleiter für Jugend und Soziales, erläuterte die prekäre Situation: Die bestehenden Angebote des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Kreis Aurich, darunter ein Frauenhaus und eine Frauenberatungsstelle, sind zwar vorhanden, jedoch reicht dies nicht aus. Die BISS hat in letzter Zeit einen dramatischen Anstieg der Fallzahlen verzeichnet. „Es ist entscheidend, dass wir diese proaktive Beratung auch in Wittmund anbieten, um Betroffene direkt nach einem Gewaltereignis zu erreichen“, betonte Börgmann.
Das DRK Aurich hat signalisiert, bereit zu sein, sein Beratungsangebot nach Wittmund auszuweiten. Es stehen geeignete Räumlichkeiten im ehemaligen OLB-Gebäude zur Verfügung, wo auch die Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe untergebracht ist. Für die Schaffung einer Außenstelle wird jedoch mindestens eine zusätzliche halbe Stelle benötigt, was jährliche Personalkosten von etwa 35.000 Euro mit sich bringt. Diese Kosten könnten den Haushalt des Kreises Wittmund zusätzlich belasten, der ohnehin unter Druck steht.
Finanzierung und Unterstützung
Die Möglichkeit einer jährlichen Förderung von 3.000 Euro durch das Niedersächsische Landesamt für Soziales, Jugend und Familie könnte helfen, die finanziellen Belastungen zu mindern. Ulrike Maus von den Grünen widersprach der Annahme, dass feste Sprechzeiten nicht genutzt werden. Ihrer Meinung nach erreichen die Beratungsangebote auch Menschen, die noch nicht in akuten Gewaltsituationen sind, und bieten ihnen eine wichtige Anlaufstelle.
Die Verwaltung wurde beauftragt, Gespräche mit dem DRK zu führen und eine entsprechende Vereinbarung zu erarbeiten, die im kommenden Sozialausschuss im Mai 2025 präsentiert werden soll. Es bleibt zu hoffen, dass diese Initiative nicht nur die steigenden Fallzahlen eindämmt, sondern auch den betroffenen Menschen die dringend benötigte Unterstützung bietet, um aus der Gewaltspirale auszubrechen, wie auch NWZonline berichtet.