In einer überraschenden Wendung der Ereignisse schließt der beliebte Unverpacktladen „Tante Emma’s Bruder“ in Friedrichshafen nach vier Jahren seine Türen. Die Betreiber, Désirée und Bernd Köhler, mussten diese Entscheidung schweren Herzens treffen, nachdem die Kundenzahl kontinuierlich gesunken ist. „Das war schon unser Herzensprojekt“, erklärte Bernd Köhler in einem Interview mit der Schwäbischen Zeitung. Der Laden, der unverpackte Lebensmittel sowie Wasch-, Putz- und Kosmetikprodukte in Bio-Qualität anbot, wurde zunächst als Garagenverkauf mit Lieferservice gestartet und entwickelte sich zu einem festen Bestandteil der Gemeinde.
Die anfänglichen Erfolge des Ladens scheinen nun jedoch der Vergangenheit anzugehören. „Anfangs stieg der Umsatz kontinuierlich, doch seit einiger Zeit hat sich der Trend umgekehrt“, so Köhler. Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig: Inflation und eine unsichere wirtschaftliche Lage haben das Kaufverhalten der Menschen beeinflusst. „Die Preise von Bio-Lebensmitteln sind zwar weniger stark gestiegen als bei konventionellen Waren, aber die allgemeine Unsicherheit lässt die Menschen sparsamer werden“, fügte er hinzu.
Ein Herzensprojekt geht zu Ende
Die Köhlers hatten gehofft, dass es sich nur um eine vorübergehende Delle im Geschäft verhandelt, doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht. „Wir haben sechs Jahre lang viel Zeit und Energie reingesteckt“, betonte Bernd Köhler. In den besten Zeiten beschäftigten sie bis zu drei Mitarbeiter, doch nun ist nur noch eine Angestellte im Team. Bis Weihnachten wird der Laden noch geöffnet sein, doch danach wird das Kapitel „Tante Emma’s Bruder“ geschlossen.
Die Schließung des Ladens ist nicht nur ein Verlust für die Betreiber, sondern auch für die Gemeinde, die einen Ort für nachhaltigen Konsum und unverpackte Produkte verliert. „Es wird sich sicher etwas anders ergeben“, sagte Köhler, der als gelernter Winzer optimistisch in die Zukunft blickt. Ein neuer Unverpacktladen wird es jedoch eher nicht sein.
Die Zukunft der Räumlichkeiten
Die Frage, wer die Räumlichkeiten nach der Schließung übernehmen wird, bleibt vorerst unbeantwortet. Köhler ist jedoch gesprächsbereit, falls Interesse am Inventar besteht. Die Schließung von „Tante Emma’s Bruder“ ist Teil eines größeren Trends, denn auch andere Bio-Supermärkte in der Region haben bereits ihre Türen geschlossen, wie der Südkurier berichtete.
Die Schließung des Ladens wirft Fragen über die Zukunft des Unverpackt-Konzepts auf. Ist es noch zeitgemäß? Die Köhlers haben mit ihrem Laden einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Lebensweise geleistet, doch die wirtschaftlichen Realitäten scheinen unüberwindbar. Die Hoffnung auf eine Rückkehr zu besseren Zeiten bleibt, doch die Herausforderungen sind groß.
