In einem dramatischen Aufeinandertreffen der Meinungen hat die EKD-Synode in Würzburg für Aufregung gesorgt. Mitglieder der theologisch konservativen Arbeitsgruppe „Lebendige Kirche“ fordern eine klare Positionierung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum Abtreibungsrecht. Pfarrer Friedemann Kuttler, einer der Sprecher, betonte, dass die Kirche sich eindeutig zum Lebensschutz bekennen müsse, wie idea.de berichtete. Diese Forderung kommt vor dem Hintergrund einer umstrittenen Stellungnahme des EKD-Rates, die eine Liberalisierung der Abtreibungsgesetzgebung in Deutschland befürwortet.
Die Diskussion über das Abtreibungsrecht hat in der Synode hohe Wellen geschlagen. Kuttler kritisierte, dass trotz der Ankündigung einer Arbeitsgruppe zu diesem Thema bisher keine fundierte inhaltliche Stellungnahme vorgelegt wurde. Die evangelische Kirche müsse in dieser ethisch wichtigen Frage eine klare Linie ziehen und zum ökumenischen Konsens mit der katholischen Kirche zurückkehren. Ein Bekenntnis zur Beratung von Schwangeren und zum Lebensrecht ungeborener Kinder sei unerlässlich.
Forderungen nach dem „Nordischen Modell“
Ein weiterer Punkt, den die Synodalen ansprachen, ist die Einführung des sogenannten „Nordischen Modells“ in Deutschland. Dieses Modell, das 1999 in Schweden eingeführt wurde, sieht ein Verbot des Sexkaufs vor und umfasst Maßnahmen zur Entkriminalisierung von Prostituierten sowie zur Kriminalisierung von Käufern und Betreibern. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Lebendige Kirche“ setzen sich dafür ein, dass dieses Modell auch in Deutschland umgesetzt wird.
Die EKD-Synode, die bis zum 13. November tagt, hat insgesamt 128 Mitglieder und befasst sich in dieser Sitzung mit dem Schwerpunktthema „Flucht, Migration und Menschenrechte“. Die Synode ist eines der drei Leitungsorgane der EKD, die 20 lutherische, reformierte und unierte Landeskirchen umfasst und insgesamt 18,6 Millionen Mitglieder zählt.
Farbanschlag auf Gemeinde
In einem erschreckenden Vorfall wurde die „Er-lebt Gemeinde“ in Landau Ziel eines Farbanschlags. Unbekannte Täter beschmierten in der Nacht auf den 29. Oktober die Fassade des Gemeindezentrums mit roter Farbe und hinterließen Parolen wie „My body, my choice“, die häufig von Abtreibungsbefürwortern verwendet werden. Dies geschah nur wenige Stunden nach einer Profilkonferenz des NbC, und wie idea.de berichtete, versammelten sich zudem zwölf bis 15 Demonstranten vor dem Gebäude, wurden jedoch von der Polizei daran gehindert, das Gelände zu betreten.
Diese Vorfälle zeigen die Spannungen und Konflikte, die derzeit innerhalb der evangelischen Gemeinschaft herrschen. Die EKD-Synode steht vor der Herausforderung, eine klare und einheitliche Position zu finden, während gleichzeitig die gesellschaftlichen Spannungen rund um das Thema Abtreibung und Lebensschutz zunehmen.