Ein Schock für die Region Gießen: Die RHI Magnesita plant die Schließung ihres Werks in Mainzlar, was das Aus für 90 Arbeitsplätze bedeutet. Diese Entscheidung kommt besonders hart, da das Unternehmen erst vor zwei Jahren 11,2 Millionen Euro in die Modernisierung des Standorts investierte. Die Nachricht über die bevorstehende Schließung hat die Mitarbeiter und die gesamte Gemeinde in Aufruhr versetzt, wie die Gießener Allgemeine berichtete.
Die RHI Magnesita begründet die Schließung mit einer weltweiten Nachfrageschwäche für Feuerfestprodukte, was die Auslastung des Werks erheblich reduziert hat. „Wir müssen uns an veränderte Marktbedingungen anpassen“, erklärte eine Unternehmenssprecherin. Diese Entscheidung fiel nicht leicht, da das Werk in Mainzlar eine lange Tradition hat und die Mitarbeiter hochqualifiziert sind. Der Aufsichtsrat hat jedoch beschlossen, alle notwendigen Schritte einzuleiten, um den Standort zu schließen.
Die Auswirkungen auf die Beschäftigten
Die Nachricht trifft die 90 betroffenen Mitarbeiter besonders hart, da sie kurz vor Weihnachten kommt. Christian Grölz, der Ortsvorsteher von Staufenberg, äußerte sich besorgt über die Zukunft der Beschäftigten und die Investitionen, die in die Infrastruktur des Werks geflossen sind. „Das ist gerade vor Weihnachten keine schöne Nachricht für die Mitarbeiter und ihre Familien“, sagte Grölz. Die Hessische Landesbahn hatte auf Wunsch der RHI den Bahnanschluss reaktiviert, was das Land Hessen mit 1,2 Millionen Euro gefördert hatte. Nun stellt sich die Frage, was mit diesen Investitionen geschehen wird.
Die Gewerkschaft IGBCE hat bereits Alarm geschlagen. Betriebsbetreuer Julian Fluder kritisierte die mangelnde Kommunikation des Managements. „Weder Betriebsrat noch Gewerkschaft sind über Schwierigkeiten informiert worden“, stellte er fest. Die Entscheidung, die Brennöfen bereits Ende des Monats abzuschalten, kommt für viele überraschend und wirft Fragen über die Zukunft des Standorts auf.
Ein bitteres Ende für das „Wunder von Mainzlar“
Das Werk in Mainzlar, das erst im März 2023 mit einem neuen Tunnelofen in Betrieb genommen wurde, steht nun vor dem endgültigen Aus. Der Ofen muss durchgängig in Betrieb bleiben, da er sonst irreparabel beschädigt wird. Fluder sieht in der Entscheidung einen Vertrauensbruch und betont, dass die Beschäftigten sich vom Management belogen fühlen. „Es geht dem Management wohl nur darum, den Profit zu maximieren. Die Beschäftigten sind ihm offenbar völlig egal“, so Fluder.
Die Schließung des Werks könnte nicht nur die Arbeitsplätze gefährden, sondern auch erhebliche Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft haben. Die Stadt Staufenberg könnte einen wichtigen Gewerbesteuerzahler verlieren, was sich negativ auf die zukünftigen Haushaltspläne auswirken könnte. Bürgermeister Peter Gefeller wollte sich zunächst nicht äußern und plant, die Gremien über die neue Situation zu informieren.
Die RHI Magnesita hatte in der Vergangenheit bereits einmal mit Schließungsplänen für Mainzlar gedroht, doch damals konnten die Mitarbeiter und die Gewerkschaft erfolgreich für den Erhalt des Werks kämpfen. Jetzt, da die Pläne erneut auf dem Tisch liegen, ist die Stimmung angespannt und die Zukunft ungewiss. Die Gewerkschaft und der Betriebsrat bereiten sich auf harte Verhandlungen für einen Sozialplan vor, um die Auswirkungen der Schließung abzumildern.