Im Landkreis Marburg-Biedenkopf gibt es eine dringend benötigte Anlaufstelle für Frauen, die Opfer von sexualisierter Gewalt geworden sind. In der Frauenklinik des UKGM Marburg wird betroffenen Frauen nicht nur medizinische Hilfe geboten, sondern auch die Möglichkeit zur vertraulichen Spurensicherung, ohne dass die Polizei informiert werden muss. Dies berichtet das Marburger.
Sexualisierte Gewalt ist ein ernstes Problem, das viele Frauen betrifft. Eine erschreckende Studie zeigt, dass jede siebte Frau in ihrem Leben mindestens einmal Opfer von körperlicher Gewalt zum Sex geworden ist. Der Frauennotruf Marburg setzt sich aktiv für diese Frauen ein und bietet Unterstützung bei der Verarbeitung der traumatischen Erlebnisse. Die Beraterinnen helfen nicht nur bei der Suche nach rechtlicher und psychotherapeutischer Unterstützung, sondern begleiten die Betroffenen auch zu Gerichtsterminen.
Vertrauliche Hilfe und Spurensicherung
Die Frauenklinik in Marburg bietet seit vielen Jahren eine medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigungen an. Frauen können sich dort anonym und traumasensibel behandeln lassen, ohne dass die Polizei informiert wird. Die Ärzte und Ärztinnen unterliegen einer strengen Schweigepflicht, was bedeutet, dass sie die Polizei nicht rufen dürfen. Dies ist besonders wichtig, da viele Frauen aus Scham und Angst davor, nicht ernst genommen zu werden, zögern, in ein Krankenhaus zu gehen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Recht auf vertrauliche Spurensicherung, das seit 2019 bundesweit gilt. Diese Regelung ermöglicht es den Betroffenen, Beweise für ein mögliches Strafverfahren zu sichern, ohne dass diese sofort an die Polizei weitergegeben werden. Die gesicherten Spuren werden in der Rechtsmedizin aufbewahrt und können später, falls die Betroffene sich für eine Anzeige entscheidet, als Beweismittel verwendet werden.
Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierung
Um das Bewusstsein für sexualisierte Gewalt zu schärfen, hat der Frauennotruf Marburg eine umfassende Social Media und Plakatkampagne gestartet. Catriona Schultz, Beraterin beim Frauennotruf, betont die Wichtigkeit, das Thema in der Öffentlichkeit präsent zu halten. „Sexualisierte Gewalt passiert so vielen Menschen und doch wird kaum darüber gesprochen“, erklärt sie. Die Kampagne wird vom Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales unterstützt und zielt darauf ab, potenziell Betroffene und deren Umfeld über die Hilfsangebote zu informieren.
Die Unterstützung durch den Frauennotruf ist entscheidend, da viele Frauen sich unsicher sind, ob sie die Tat anzeigen sollen. Nur etwa 10% der Sexualdelikte werden der Polizei gemeldet, was zeigt, wie wichtig es ist, ein sicheres Umfeld für die Betroffenen zu schaffen. Die Beraterinnen des Frauennotrufs stehen bereit, um den Frauen zu helfen, die oft mit Scham und Angst kämpfen, und bieten eine erste Anlaufstelle für Informationen und Unterstützung.
Insgesamt zeigt die Initiative in Marburg, wie wichtig es ist, betroffenen Frauen eine vertrauliche und respektvolle Hilfe anzubieten. Die Kombination aus medizinischer Versorgung, psychologischer Unterstützung und rechtlicher Beratung könnte vielen Frauen helfen, die oft in einem Teufelskreis aus Scham und Angst gefangen sind. Es ist an der Zeit, dass wir als Gesellschaft diese Themen offen ansprechen und den Opfern von sexualisierter Gewalt die Unterstützung bieten, die sie dringend benötigen, wie auch das Marburger berichtet.