In Gießen brodelt es: Ein neues Open-Air-Gelände soll die Stadt bis spätestens 2026 mit Leben füllen, doch die Pläne stehen auf der Kippe. Der Standort, der zwischen Müllverbrennungsöfen und dem Erdkauter Weg liegt, könnte bis zu 10.000 Festivalbesucher anziehen. Doch die Vorfreude wird von heftigen Bedenken überschattet, wie die Gießener Allgemeine berichtet. Naturschützer schlagen Alarm, denn das Gelände ist ein wertvoller Lebensraum für geschützte Tierarten.
Die Uhr tickt, denn das bestehende Festivalgelände hinter dem alten Polizeipräsidium wird bald nicht mehr zur Verfügung stehen. Das Land Hessen hat Eigenbedarf angemeldet, was die Stadt zwingt, schnell zu handeln. Doch die neue Fläche ist nicht nur ein einfacher Tausch. Der Gießener Arbeitskreis der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) hat sich vehement gegen die Pläne ausgesprochen. Sie warnen, dass hier Lebensräume von Arten wie dem Uhu, dem Wanderfalken und der bedrohten Kreuzkröte gefährdet werden.
Ein wertvoller Lebensraum in Gefahr
Die Naturschützer betonen, dass die geplante Nutzung des Geländes für Festivals nicht nur kurzzeitig, sondern langfristig negative Auswirkungen auf die Tierwelt haben könnte. „Die euphorische Aufnahme dieser Planung hat bisher völlig außer Acht gelassen, dass hier ein naturschutzfachlich sehr wertvolles Gebiet überlagert werden soll“, so die kritischen Stimmen. Die geschützten Arten dürfen weder gestört noch umgesiedelt werden, was eine umfassende Planung und Umsetzung erfordert.
Die Stadt Gießen hingegen sieht die Sache etwas anders. Stadtsprecherin Claudia Boje erklärt, dass ein Artenschutzgutachten bereits in Arbeit sei. „So lange keine endgültigen Ergebnisse vorliegen, können wir auch noch keine weiteren Bewertungen vornehmen“, sagt sie. Die Stadt hofft, dass sich Lösungen finden lassen, die sowohl den Anforderungen des Festivals als auch dem Artenschutz gerecht werden.
Die Zukunft des Festivalgeländes
Die Machbarkeitsprüfung hat ergeben, dass das Atzelbuschgelände in vielerlei Hinsicht geeignet ist. Laut Boje sei die Fläche groß genug, um die Anforderungen zu erfüllen, ohne dass das gesamte Areal benötigt wird. Die Stadt plant, nach Abschluss des Gutachtens Maßnahmen für den Artenschutz festzulegen, die 2025 umgesetzt werden sollen. Doch die Zeit drängt, und die Unsicherheit bleibt.
Die Diskussion um das neue Festivalgelände in Gießen zeigt, wie schwierig es ist, Naturschutz und kulturelle Veranstaltungen in Einklang zu bringen. Die Gießener Allgemeine und die HGON machen deutlich, dass hier nicht nur um ein Stück Land, sondern um den Erhalt wertvoller Lebensräume gekämpft wird. Die Stadt steht vor der Herausforderung, eine Lösung zu finden, die sowohl den Bedürfnissen der Bürger als auch dem Schutz der Natur gerecht wird.