In Wichmannshausen wird die Erinnerung an einen außergewöhnlichen Menschen lebendig: Kurt Reuber, der als Pfarrer und Mediziner während des Zweiten Weltkriegs eine bewegende Botschaft der Hoffnung in Form seiner berühmten Stalingrad-Madonna hinterließ. Diese eindrucksvolle Zeichnung, die 1942 in den eisigen Weiten Stalingrads entstand, strahlt trotz ihrer düsteren Entstehungsgeschichte eine unglaubliche Wärme aus. Uwe Bartholmai, ein engagierter Historiker und Mitglied des Museumsvereins, hebt hervor, wie wichtig es ist, Reubers Worte und Taten auch heute noch zu würdigen. „Seine Aussagen sind natürlich aktueller denn je“, betont Bartholmai und verweist auf die geplante Ausstellung im Alten Boyneburger Schloss, die 2025 stattfinden soll, um Reubers Erbe lebendig zu halten, wie [HNA berichtete](https://www.hna.de/lokales/witzenhausen/sontra-ort84631/wichmannshausen-uwe-bartholmai-erinnert-im-museum-an-kurt-reuber-93409498.html?womort=Ansbach).
Die Stalingrad-Madonna, die Reuber mit Holzkohle auf die Rückseite einer russischen Landkarte zeichnete, wurde zu einem Symbol für Trost und Hoffnung inmitten des Krieges. Am Heiligen Abend 1942 präsentierte er das Bild seinen Kameraden, die in der Gefangenschaft litten. „Licht, Leben, Liebe“ steht über der Darstellung, die die verzweifelten Soldaten für einen Moment all das Leid vergessen ließ, das sie erlitten hatten. Diese bewegende Szene zeigt, wie Kunst selbst in den dunkelsten Zeiten eine Quelle der Hoffnung sein kann.
Ein Leben für den Frieden
Kurt Reuber wurde am 26. Mai 1906 in Kassel geboren und trat am 1. April 1933 seinen Pfarrdienst in Wichmannshausen an. Während seiner Zeit dort studierte er Medizin in Göttingen. Ab 1942 diente er als Truppenarzt in Stalingrad, wo er schließlich in Gefangenschaft geriet und am 20. Januar 1943 im Lager Jelabuga starb. Seine letzten Tage in Deutschland verbrachte er in Wichmannshausen, wo seine Familie auf die Nachricht seines Schicksals wartete. Erst 1946 erhielt sie die traurige Mitteilung über seinen Tod, zusammen mit seiner letzten Zeichnung, der „Gefangenen-Madonna“, die die Verzweiflung der Kriegsgefangenen widerspiegelte, wie [Kirchengemeinde Wichmannshausen berichtete](https://www.kirchengemeinde-wichmannshausen.de/aktuelles-archiv092022/).
Uwe Bartholmai ist sich der Bedeutung von Reubers Erbe bewusst und setzt sich dafür ein, dass die Menschen sich an ihn erinnern. „Ich glaube, das wollte er auch nicht“, sagt Bartholmai und betont, dass Reuber kein Mensch war, der auf ein Podest gestellt werden wollte. Er war ein Mensch, der in schwierigen Zeiten für Frieden und Menschlichkeit einstand. Die Erinnerungen an Reuber sind besonders für diejenigen wichtig, die durch die Erlebnisse ihrer Familienmitglieder im Krieg eine persönliche Verbindung zu seiner Geschichte haben.
Ein bleibendes Erbe
Die Stalingrad-Madonna ist nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein Teil der Geschichte Wichmannshausens. Das Original hängt in der Gedächtniskirche in Berlin, während Kopien in Coventry und Wolgograd ausgestellt sind. In Wichmannshausen selbst können die Menschen eine Kopie in der St. Martinskirche bewundern. Bartholmai plant, weitere Dokumente und Erinnerungsstücke für die nächste Ausstellung zusammenzustellen, um Reubers Lebenswerk zu ehren und seine Botschaft weiterzugeben. „Was mir ganz wichtig ist, das ist der aktuelle Bezug“, sagt er und zeigt damit, dass die Lehren aus der Vergangenheit auch in der heutigen Zeit von großer Bedeutung sind.
In einer Welt, die oft von Konflikten geprägt ist, bleibt Kurt Reubers Botschaft ein leuchtendes Beispiel für die Kraft der Menschlichkeit und des Friedens. Sein Vermächtnis wird durch die engagierte Arbeit von Menschen wie Uwe Bartholmai lebendig gehalten, die sich dafür einsetzen, dass die Erinnerung an diesen bemerkenswerten Mann nicht in Vergessenheit gerät.