Experten in der Region Hersfeld-Rotenburg äußern sich verhalten optimistisch über die wirtschaftliche Entwicklung in der Region. In Anbetracht der hohen Kosten für Energie, Material und Personal sowie der anhaltenden Bürokratie zeigten sich die Wirtschaftsvertreter trotz einer registrierten Eintrübung der Konjunktur zuversichtlich. Die regionalen Unternehmen werden als „robust und grundsätzlich gut aufgestellt“ beschrieben, sodass die Auswirkungen zwar spürbar sind, aber nicht als katastrophal eingestuft werden. Befragte Experten wie Ingo Lange von der Sparkasse Hersfeld-Rotenburg, Matthias Dengler von der Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda und andere sehen die Herausforderungen als bewältigbar an.
Jedoch werden auch die Sorgen der Unternehmen deutlich. Es gibt sowohl Anfragen für Insolvenz- und Kurzarbeitergeld als auch Kündigungen in einigen Betrieben. Während ein Anstieg der Arbeitslosigkeit erwartet wird, bleibt der Arbeitsmarkt in Bewegung und aufnahmefähig. Besonders in den Bereichen Fachkräfte, Gesundheit, Pflege und Erziehung sieht man Chancen für zukünftige Entwicklungen. Die Wirtschaftsvertreter fordern von der neuen Bundesregierung eine stärkere Förderung des Unternehmertums und eine Reduzierung bürokratischer Hürden.
Forderungen der Wirtschaftsvertreter
Die Vertreter der regionalen Wirtschaft betonen die Notwendigkeit praktikablerer Normen und Standards für kleine und mittlere Unternehmen. Auch der Ruf nach mehr Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung sowie einer verlässlichen Energiepolitik wird laut. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) rechnet nicht mit einer Trendwende und erwartet bundesweit ein Wachstum von lediglich 0,1 Prozent. Gleichzeitig prognostiziert das IW rund 2,9 Millionen Arbeitslose, was die höchste Zahl seit zehn Jahren darstellen würde.
In einem größeren Kontext wird deutlich, dass seit Frühjahr 2022 immer mehr deutsche Firmen Stellen abbauen. Wie die FTD berichtete, fiel das Beschäftigungsbarometer des ifo Instituts im Oktober 2024 auf den niedrigsten Wert seit Juli 2020. Insbesondere die Industrie benötigt weniger Mitarbeiter, und auch im Handel überwiegen die negativen Rückmeldungen. Laut einer Studie von EY planen 45 Prozent der befragten Top-Manager, neue Standorte im Ausland zu errichten.
Das ifo Beschäftigungsbarometer sank im Oktober auf 93,7 Punkte, nach zuvor 94,0 Punkten im September. Die zunehmende Verlagerung von Jobs ins Ausland wird von 29 Prozent der Unternehmen, die Stellenverlust in Deutschland erwarten, prognostiziert. Nur 4 Prozent der Industrie-Bosse haben die Absicht, Jobs von Auslandsstandorten zurück nach Deutschland zu holen. Zudem empfinden 70 Prozent der Manager die Bürokratie als eines der größten Probleme für Unternehmen in Deutschland.