Im Oberlandesgericht Koblenz fand ein Prozess statt, der die geplante Entführung des deutschen Gesundheitsministers Karl Lauterbach und einen Umsturz der Bundesregierung zum Thema hatte. Fünf Angeklagte, darunter der 62-jährige Sven Birkmann und eine 77-Jährige, hielten am 8. Januar 2025 ihre Plädoyers in einer dramatischen Abschlussrunde ab. Sie mussten sich gegen Vorwürfe der Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens und der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verteidigen, die ihnen von der Bundesanwaltschaft zur Last gelegt wurden. Die Staatsanwaltschaft forderte mehrjährige Haftstrafen für alle Angeklagten, während die Frauen und Männer vor Gericht versuchten, ihre Unschuld zu beteuern.
Die Anklage beschuldigte die Gruppe, einen kühnen Plan geschmiedet zu haben, der die Entführung Lauterbachs während eines Talkshow-Auftritts sowie einen damit verbundenen Stromausfall vorsah. In ihren Darlegungen zogen die Angeklagten Parallelen zur Widerstandsbewegung gegen das nationalsozialistische Regime, während die 77-Jährige erklärte, die Vorwürfe seien „zerbröselt“ und „erlogen“.
Ungewöhnliche Plädoyers
Die Selbstplädoyers der Angeklagten sind laut Expertenmeinungen ungewöhnlich und zeugen oft von einem gestörten Vertrauensverhältnis zwischen Verteidigung und Angeklagten. Sven Birkmann forderte einen Freispruch und verglich sich selbst mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg, einem der bekanntesten Gegner des Dritten Reiches. Es wird vermutet, dass solche politischen Botschaften im Gerichtssaal auch strategisch eingesetzt werden könnten, um die Öffentlichkeit zu beeinflussen.
Die Bundesanwaltschaft hatte zuvor ausgeführt, dass die Angeklagten nach Waffen und Sprengstoffen suchten und Kontakt zu einem verdeckten Ermittler aufgenommen hatten. Ein Teil des Plans umfasste auch die Tötung von Lauterbachs Bodyguards, was die Gefährlichkeit der vereinten Anschläge unterstreicht. Bereits im April 2022 wurden erste Mitglieder der Gruppe bei einer Waffenübergabe festgenommen, was den Ernst ihrer Ambitionen verdeutlicht.
Zusammenhang mit steigender Bedrohungslage
Die Geschehnisse um Lauterbachs mögliche Entführung passieren vor dem Hintergrund einer erhöhten Gefährdung durch islamistischen Terrorismus in Deutschland. Insbesondere nach dem Angriff der HAMAS auf Israel am 7. Oktober 2023 hat sich die Sicherheitslage verschärft. Aktuelle Statistiken zeigen, dass das islamistische Personenpotenzial in Deutschland 27.200 Menschen beträgt, was die anhaltende Relevanz des Themas unterstreicht.
Der Prozess gegen die fünf Angeklagten wird mit dem Urteil des Frankfurter Oberlandesgerichts am 25. November 2025 enden. Vor diesem Hintergrund sind Stimmen laut geworden, die von einem dringenden Bedarf an Deradikalisierung und Reintegration von Rückkehrern warnen, die möglicherweise militärisch geschult oder ideologisch indoktriniert sind und eine Gefahr für die Gesellschaft darstellen könnten.
Die Entwicklungen in Koblenz und die aktuelle Sicherheitslage sind nicht nur erschütternd, sondern verdeutlichen auch die fortwährenden Herausforderungen, mit denen die deutsche Gesellschaft konfrontiert ist. Es bleibt abzuwarten, welche weiteren Schritte in dieser Angelegenheit folgen werden.