Heike Meyer, eine 45-jährige Frau aus Kassel, überlebte einen albtraumhaften Vorfall, der während eines Urlaubs in derTürkei stattfand. In der Bucht von Evrenseki, wo sie mit ihrem Mann in einem Hotel übernachtete, erlitt sie einen Tierbiss, der sich zu einer nekrotisierenden Fasziitis entwickelte. Der Biss könnte von einer Wasserschildkröte stammen, so ein Arzt in Kassel.
Nach dem Vorfall wurde bei Heike Meyer eine Blutvergiftung diagnostiziert, die zu einer schweren Sepsis führte. Aufgrund der Schwere ihrer Erkrankung wurde sie nach ihrer Rückkehr nach Kassel umgehend ins Krankenhaus eingeliefert. Dort blieb sie mehrere Wochen auf der Intensivstation und wurde von Dr. Mehrnoofh Akhavanpoor, der Chefärztin der Plastischen Chirurgie, behandelt. Notwendig waren über zehn Operationen und umfassende Hauttransplantationen, um ihr Bein zu retten. Die ärztliche Einschätzung lautete, dass die Rettung des Beins ein „Wunder“ sei.
Die Gefahren der nekrotisierenden Fasziitis
Nekrotisierende Fasziitis ist eine akute, bakterielle Weichteilinfektion, die Haut, Unterhaut und Faszie betrifft. Ihre Inzidenz liegt bei 0,4 bis 1,0 Fällen pro 100.000 Einwohner. Die häufigsten Auslöser sind Hautverletzungen und Hautinfektionen, wobei die häufigsten Erreger A-Streptokokken und andere Bakterien sind. Die Symptome beginnen oft akut mit starken Schmerzen, Schwellungen und Hautveränderungen, die unbehandelt zu schwerwiegenden Komplikationen führen können, einschließlich Schock und Multiorganversagen.
Die notwendige Therapie umfasst eine intensivmedizinische Behandlung der Sepsis sowie das radikale Debridement des nekrotischen Gewebes. In einigen Fällen bleibt eine Amputation das letzte Mittel, um eine weitere Ausbreitung der Infektion zu verhindern, während die systemische Antibiotikatherapie für den Behandlungserfolg entscheidend ist. Bei heißem Wetter sind insbesondere Vibrionen in Gewässern ein Risiko, die mit rohen Meeresfrüchten oder kontaminiertem Wasser in Verbindung gebracht werden.
Rückkehr zur Normalität
Heike Meyers Zustand stabilisierte sich nach mehreren Wochen im Krankenhaus, und sie wurde ins künstliche Koma versetzt. Nach ihrem Aufenthalt auf der Intensivstation erhält sie nun täglich Pflege für ihr Bein. Ihre Tetanus-Impfung war zum Zeitpunkt des Bisses überfällig, was möglicherweise zur Schwere ihrer Erkrankung beitrug. Heike und ihr Mann verbringen nach dem Vorfall Weihnachten in besinnlicher Zweisamkeit.
Der Vorfall, der als seltener und schwerer Fall der nekrotisierenden Fasziitis gilt, erinnert eindringlich an die Gefahren, die in Gewässern, insbesondere bei warmen Temperaturen, lauern können. In Deutschland sind Fälle dieser Art sehr selten, wobei zwischen 2002 und 2019 im Durchschnitt nur 0 bis 20 Fälle pro Jahr gemeldet wurden. Dennoch bleibt das Bewusstsein für solche Risiken, gerade bei Freizeitaktivitäten im Wasser, unerlässlich.