Winzer in Deutschland haben in einer frostigen Vollmondnacht den Eiswein des Jahrgangs 2024 geerntet. Dazu zählt ein Silvaner Eiswein aus Rheinhessen sowie Riesling und Souvignier Gris, eine vielversprechende neue Sorte. Diese Ernte fand unter besonderen Umständen statt, da Eiswein nur bei Temperaturen von mindestens -7 Grad Celsius geerntet werden kann. Die gefrorenen Trauben müssen direkt vom Weinstock geholt und umgehend gekeltert werden, um die hochwertigen Inhaltsstoffe und den hohen Säuregrad zu bewahren. In Rheinland-Pfalz gab es für den Jahrgang 2024 lediglich 42 Hektar, die für die Eisweinlese zur Verfügung standen, was die Rarität dieser Spezialität unterstreicht.
Das Weingut Heymanns in Edenkoben verzeichnete einen beeindruckenden Zuckergehalt von 130 Grad Oechsle bei den gefrorenen Rieslingtrauben. Am 13. Januar wurde außerdem ein Silvaner-Eiswein in Rheinhessen gelesen. In der Badischen Region erntete das Weingut Löffler Gutedel-Eiswein, während das Weingut Doreas im Remstal eine kleine Menge Riesling-Eiswein produzieren konnte. Die neuere Rebsorte Souvignier Gris hat das Potenzial, einen wertvollen Beitrag zur Eisweinproduktion zu leisten, da sie widerstandsfähig gegen Fäulnis ist.
Historische Wurzeln und moderne Herausforderungen
Eiswein hat eine lange Tradition, die bis ins Jahr 44 n. Chr. zurückreicht, als der römische Naturforscher Plinius über diese Spezialität berichtete. Im modernen Weinbau wurde Eiswein 1830 in Rheinhessen wiederentdeckt, als Winzer in Dromersheim zufällig feststellten, dass gefrorene Trauben süßen Most ergeben. Spätestens seit dem Deutschen Weingesetz von 1982 gilt Eiswein als eigenständige Prädikatsstufe mit einem Mindestmostgewicht von 110 bis 128 Grad Oechsle.
Die Erzeugung von Eiswein wird jedoch zunehmend durch den Klimawandel erschwert. In den letzten Jahren war die Gelegenheit zur Eisweinlese auf oft nur eine Nacht im Jahr beschränkt. Die Auswirkungen extremer Wetterlagen und die Bedrohung durch Pilzkrankheiten aufgrund von nassen Sommern stellen zusätzliche Herausforderungen dar. Der Sommer 2024 war besonders kritisch, mit einem massiven Pilzbefall, der durch die hohe Luftfeuchtigkeit und Temperatur begünstigt wurde.
Wandel in der Weinproduktion
Um den Risiken des Klimawandels und des Pilzbefalls entgegenzuwirken, setzen immer mehr Winzer auf pilzwiderstandsfähige Neuzüchtungen, bekannt als Piwi-Reben. Diese Sorten, zu denen auch der Souvignier Gris zählt, benötigen bis zu 80% weniger Pflanzenschutzmittel. Der Winzer Martin Koch aus dem rheinhessischen Hügelland hat positive Erfahrungen mit der Sorte Monarch gemacht und konnte die Anzahl der erforderlichen Spritzungen deutlich reduzieren.
Es wird prognostiziert, dass der Anteil der Piwi-Reben innerhalb der nächsten zehn Jahre auf 5-15% der gesamten Rebfläche ansteigen könnte. Diese Anpassungsstrategie könnte zu einem Umdenken in der Weinbranche führen, insbesondere in Anbetracht der erhöhten Risiken durch den Klimawandel. Aktuell beträgt der Anteil von Pilzwiderstandsfähigen Rebsorten in Deutschland etwa 3%, doch die Robustheit dieser Sorten zeigt sich bereits in den herausfordernden Bedingungen des Sommers 2024.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Eiswein des Jahrgangs 2024 nicht nur ein Produkt traditioneller Weinbaukunst ist, sondern auch unter den aktuellen klimatischen und ökologischen Herausforderungen eine neue Bedeutung gewinnt. Die Bemühungen um nachhaltige und widerstandsfähige Weinproduktion sind wichtiger denn je, um die Qualität und Vielfalt der deutschen Weinkultur auch in Zukunft zu sichern.
Für mehr Informationen über die Herausforderungen des Weinbaus durch den Klimawandel können Interessierte Landwirtschaft.de besuchen und sich über die aktuellen Entwicklungen in der Branche auf Tagesschau.de informieren. Für einen detaillierten Überblick über Eiswein und dessen Geschichte ist der Artikel auf Mainzund.de empfehlenswert.