Rund 30 Schüler der Jahrgänge 12 und 13 der Prinz-von-Homburg-Schule in Neustadt/Dosse waren am vergangenen Tag Teil eines vielbeachteten Wahltalks mit Bundestagskandidaten aus Wahlkreis 56. Organisiert von den Lehrern Christian Tatje und Joachim Schenk, bot die Veranstaltung den Jugendlichen die Möglichkeit, direkt Fragen an die Politiker zu stellen. Auf dem Podium saßen Wiebke Papenbrock (SPD), Sebastian Steineke (CDU), Götz Frömming (AfD), Maximilian Kowol (Grüne, Vertretung für Martin Wandrey) und Daniel Irrgang (Linke).
Die Themen, die die Schüler besonders interessierten, reichten von sozialer Ungleichheit über die Wirtschaftsflaute bis hin zum Ukraine-Krieg. Laut einer Studie von 2022 besitzen fast 99 Prozent der 18- und 19-Jährigen in Deutschland ein Smartphone, was die Informationsbeschaffung über soziale Medien wie WhatsApp, Instagram und TikTok naheliegend macht. Diese Plattformen spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der politischen Kommunikation, besonders unter jungen Wählern.
Der Einfluss sozialer Medien auf die Wahlentscheidung
Die Atmosphäre der Diskussion war konstruktiv und sachlich, was nicht zuletzt auf die Moderation durch zwei Schülerinnen zurückzuführen war. Die Diskussion umfasste verschiedene parteipolitische Programme. Schüler bemerkten, dass sich einige Themen, wie die Reichensteuer (Linke) und Umweltschutz (Grüne), stark überschneiden, was die Entscheidungsfindung erschwerte. Nach dem Talk äußerte die 17-jährige Lilli, dass sie noch unsicher sei, für wen sie wählen würde, strebt jedoch an, Sportpsychologie zu studieren. Lehrer Christian Tatje stellte fest, dass Wechselwähler unter den Schülern kaum vorhanden sind und dass die Veranstaltung zwar gut ankam, der Einfluss auf die endgültige Wahlentscheidung jedoch unklar bleibt.
Immer mehr junge Menschen nutzen Plattformen wie TikTok zur Informationssuche. Laut medienzentrum-aachen.de ist TikTok besonders bei 14- bis 15-Jährigen beliebt, wobei über die Hälfte dieser Altersgruppe die Plattform aktiv nutzt. Auch wenn politische Werbung dort offiziell verboten ist, wird die Plattform von Influencern genutzt, um politische Botschaften zu verbreiten. Dies ist besonders relevant, da AfD-Politiker betonen, wie wichtig TikTok für die Ansprache dieser Zielgruppe ist. Miguel Klauß, ein AfD-Politiker mit über 350.000 Followern auf TikTok, erreicht mit seinen Videos Millionen von Menschen.
Soziale Medien und ihre Herausforderungen
Die Diskussion über die Rolle sozialer Medien im Wahlkampf bleibt angespannt. Diverse Experten, darunter Judith Möller und Andreas Jungherr, warnen, dass der Einfluss sozialer Medien auf Wahlentscheidungen gering sei und von zahlreichen Faktoren abhängt. Dennoch beobachten sie eine Tendenz, dass soziale Medien oft radikale Ansichten verbreiten, um Aufmerksamkeit zu generieren. Besonders Rechte wie die AfD und deren Jugendorganisation Junge Alternative zeigen sich aktiv auf TikTok, während etablierte Parteien Schwierigkeiten haben, die Plattform effektiv zu nutzen.
Ein zentrales Problem ist die unzureichende Medienkompetenz, wie auch tagesschau.de anmerkt. Bildungsexperten fordern, dass Schulen und Lehrkräfte sich mit diesen Plattformen vertraut machen, um Schüler in der Medienbildung zu unterstützen und ihnen zu helfen, den Umgang mit digitalen Medien zu erlernen. So soll das Ziel verfolgt werden, medienkompetente Nutzer und verantwortungsbewusste Creator zu fördern, um die Chancen sozialer Netzwerke zu nutzen und gleichzeitig Fake News entgegenzuwirken.
Insgesamt bleibt der Weg zur Wahlentscheidung für viele Jugendliche auf den ersten Blick unklar, während der Einfluss sozialer Medien weiterhin einen Raum für Diskussionen und Herausforderungen in der politischen Bildung bietet.