Im Januar 1985 erlebte das Ruhrgebiet eine der schwersten Luftverschmutzungen in der Geschichte Deutschlands, die zur ersten Ausrufung eines Smog-Alarms führte. Diese alarmierenden Ereignisse, bei denen über 770 µg/m³ Schwefeldioxid und rund 460 µg/m³ Schwebstaub gemessen wurden, führten zu sofortigen und drastischen Maßnahmen: Schulen blieben geschlossen, Autofahrverbote wurden erlassen und die Produktion in zahlreichen Fabriken wurde gedrosselt. Der Alarm markierte den Beginn von intensivem Umweltbewusstsein und politischen Maßnahmen in Nordrhein-Westfalen.
Die akute Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung war evident. Nach Angaben von land.nrw lagen die Schadstoffkonzentrationen zu diesem Zeitpunkt teilweise über dem Zehnfachen der heutigen Werte. Der damalige NRW-Arbeits- und Gesundheitsminister Friedhelm Farthmann (SPD) hatte bereits vor dem offiziellen Alarmwert von 0,8 Milligramm Schwefeldioxid pro Kubikmeter Luft, der um 9:45 Uhr von WDR 2 gemeldet wurde, eindringlich zur Vorsicht geraten.
Dringende Maßnahmen und ihre Auswirkungen
Im Zuge des Smog-Alarms der Stufe Eins, der die niedrigste Stufe darstellt, wurden alle Unternehmen, die zur Luftverschmutzung beitrugen, aufgefordert, ihren Betrieb einzustellen. Viele Städte, darunter Bottrop, Duisburg, Essen und Oberhausen, waren betroffen, und die Luft war von einem gespenstischen, gelben Nebel geprägt, wie Umwelttechniker Ulrich Quass schilderte. Diese ersten Maßnahmen schlossen auch die Aufforderung an die Bevölkerung ein, sich vor Luftverunreinigungen zu schützen. Besonders Menschen mit Atem- und Herzproblemen wurde geraten, sich nicht lange im Freien aufzuhalten.
Der Smog-Alarmsituation folgte eine Eskalation nur zwei Tage später, am 18. Januar 1985, als die höchste Alarmstufe ausgerufen wurde. Dies erforderte weitere, strengere Maßnahmen: Ein allgemeines Fahrverbot für Autos in Städten wie Duisburg, Dortmund und Mülheim trat in Kraft. Die Kraftwerke des Ruhrgebiets, die zu dem hohen Schadstoffausstoß maßgeblich beitrugen, wurden zur Installation von Entschwefelungsanlagen gezwungen.
Langfristige Veränderung der Luftqualität
Heute, 40 Jahre nach diesem Ereignis, kann auf eine signifikante Verbesserung der Luftqualität im Ruhrgebiet zurückgeblickt werden. Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer hebt hervor, dass die kontinuierlichen Maßnahmen zur Luftreinhaltung in Nordrhein-Westfalen, unterstützt durch die deutschen Umweltpolitiken, zu spürbaren Fortschritten geführt haben. Die Langzeitmessdaten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) belegen, dass die Schwefeldioxid-Emissionen der Industrie von 513.450 Tonnen im Jahr 1985 auf einen Bruchteil der früheren Werte gesenkt wurden.
Aktuelle vorläufige Messdaten zeigen positive Entwicklungen. Beispielsweise lagen die Stickstoffdioxid-Werte an 134 Standorten in Nordrhein-Westfalen im Einklang mit den gesetzlichen Grenzwerten. Die kontinuierlichen Messungen der Luftqualität haben zudem ergeben, dass die Jahresmittelgrenzwerte für Feinstaub (PM10 und PM2,5) im Jahr 2024 eingehalten wurden. Auch wenn an einer Stelle in Essen eine Überschreitung der Grenzwerte festgestellt wurde, ist der allgemeine Trend eindeutig positiv.
Die laufenden Klimabemühungen und die bevorstehenden EU-Luftqualitätsrichtlinien, die ab 2030 strenger gefasst werden, unterstreichen die Notwendigkeit, die Luftverschmutzung weiter zu reduzieren. Minister Krischer betont, dass dies eine gemeinsame Anstrengung erfordere, bei der die Landesregierung mit Kommunen und weiteren relevanten Akteuren zusammenarbeitet, um die Luftqualität weiterhin zu verbessern und emissionsfreie Entwicklungen zu fördern.
Trotz der Fortschritte bleibt das Thema Luftqualität relevant. Die vergangenen Jahrzehnte haben gezeigt, dass Luftverschmutzung nicht nur lokal, sondern auch international angegangen werden muss. Die Herausforderungen, die durch Luftschadstoffe wie Ozon und Feinstaub weiterhin bestehen, sind nicht zu unterschätzen. In Europa sind jährlich rund 21.400 vorzeitige Todesfälle auf Ozon zurückzuführen, was verdeutlicht, wie wichtig nachhaltige Maßnahmen sind.