Die besorgniserregende Zunahme des Kokainmissbrauchs in Deutschland hat auch Rheinland-Pfalz erreicht. Laut einem Bericht von tagesschau.de suchen immer mehr Menschen in der Region ärztliche Hilfe wegen ihrer Abhängigkeit von Kokain. Die Anzahl der Patientinnen und Patienten, die 2023 in Behandlung waren, beläuft sich auf 1.690. Dies stellt einen Anstieg von 28 Prozent im Vergleich zu 2019 dar.
Diese alarmierende Entwicklung ist Teil eines größeren Trends, der von der BARMER dokumentiert wurde. Der BARMER Suchtatlas 2023 zeigt, dass sich die Zahl der Menschen, die aufgrund von Kokainmissbrauch eine Behandlung in Anspruch nehmen, in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht hat. Von 19.700 behandelten Personen im Jahr 2013 stieg die Zahl bis 2023 auf beeindruckende 65.000, was einem Anstieg von 230 Prozent entspricht. Dr. Ursula Marschall, die leitende Medizinerin bei BARMER, äußert ihre Besorgnis über diesen dramatischen Anstieg.
Demografische Daten und Herausforderungen
Besonders betroffen sind Männer. Viermal mehr Männer als Frauen suchen Hilfe wegen Kokainmissbrauch. Nach den Daten der BARMER sind Männer im Alter von 20 bis 39 Jahren am stärksten betroffen, gefolgt von der Altersgruppe der 40- bis 59-Jährigen. Diese Zahlen spiegeln sich in der Kriminalstatistik wider, die einen 27-prozentigen Anstieg der Kokaindelikte seit 2023 verzeichnet und einen neuen Höchststand erreicht hat.
Die tiefere Analyse zeigt, dass jüngere Menschen oft nicht genügend finanzielle Mittel für den Konsum von Kokain haben und daher verstärkt auf Cannabis zurückgreifen. Bei älteren Menschen dominieren hingegen Alkohol- und Medikamentenmissbrauch. Angehörige von Kokain-Abhängigen werden ermutigt, offen über das Konsumverhalten zu sprechen. Für die erfolgreiche Therapie ist es entscheidend, dass die Betroffenen ihre Probleme selbst erkennen.
Regionale Unterschiede und der Weg zur Hilfe
Der Anstieg der behandelten Kokainabhängigen variiert regional. Nordrhein-Westfalen meldet mit 15.280 die höchste Anzahl Betroffener, gefolgt von Niedersachsen mit 7.760 und Berlin mit 7.230. Im Saarland und Thüringen sind die Zahlen deutlich niedriger, mit 490 und 810 Betroffenen. Besonders auffällig ist der massive Anstieg in Sachsen, wo sich die Patientenzahl von 100 auf 980 fast verzehnfacht hat.
Zusätzlich zur Unterstützung der Betroffenen ist es wichtig, dass auch Angehörige von Betroffenen Hilfe in Anspruch nehmen, sei es bei Fachambulanzen oder Suchtberatungsstellen. Der Umgang mit Kokainabhängigkeit erfordert eine Gruppenanstrengung, die über individuelle Therapieansätze hinausgeht. Für eine kontinuierliche Verbesserung und Aufklärung ist es entscheidend, dass auch die Öffentlichkeit über diese Themen informiert wird. Weitere Informationen sind verfügbar auf ift.de.