Im nächsten Jahr wird der Preis der Lutherstädte „Das unerschrockene Wort“ für bemerkenswertes Engagement gegen Rechtsextremismus verliehen. Der Preis, der mit 10.000 Euro dotiert ist, zeichnet Menschen aus, die mit Zivilcourage gegen die wachsende Bedrohung durch rechte Ideologien eintreten. Die Preisverleihung findet am 28. März 2025 in Augsburg statt. Die ersten Preisträger stehen bereits fest: Heinz J. Ostermann, ein Buchhändler aus Neukölln, Berlin, und Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Weimar, werden ausgezeichnet für ihre unermüdlichen Bemühungen im Kampf gegen den Rechtsextremismus.
Heinz J. Ostermann ist besonders aktiv in der Organisation von kritischen Diskussionsveranstaltungen, die sich gegen Rechtspopulismus richten. Sein Engagement hat ihn in die Schusslinie gebracht; Schlimmstes passierte, als seine Buchhandlung in Neukölln Ziel von Brandanschlägen und anderen Gewalttaten wurde. Aus diesem Grund steht er mittlerweile unter Polizeischutz. Ostermann hat auch die Neuköllner Initiative „Rudow empört sich. Gemeinsam für Respekt und Vielfalt“ ins Leben gerufen, um ein Zeichen gegen Diskriminierung und Intoleranz zu setzen.
Ein kämpferisches Duo
Jens-Christian Wagner setzt sich leidenschaftlich gegen die Verharmlosung des Nationalsozialismus sowie gegen geschichtsrevisionistische Ansätze ein, die zunehmend in der politischen Debatte auftauchen. Er warnt vor den Forderungen der AfD nach einer „erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad“. Wagner wird häufig mit Anfeindungen, Pöbeleien sowie sogar Morddrohungen konfrontiert. Diese aggressive Reaktion auf sein Engagement verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen sich Kritiker rechtsextremer Narrative heute konfrontiert sehen.
Beide Preisträger, Ostermann und Wagner, orientieren sich an den Ideen und Überzeugungen von Martin Luther und sind bereit, für ihre Standpunkte Widerstand zu leisten. Es ist kein Zufall, dass der Preis gerade in einer Zeit verliehen wird, in der Geschichtsrevisionismus und die Relativierung des Nationalsozialismus verstärkt in den Vordergrund rücken. Diese Tendenzen sind nicht nur bei extremen Rechten zu finden, sie durchdringen auch breitere gesellschaftliche Strömungen.
Hintergründe und Herausforderungen
Geschichtsrevisionismus ist ein zentraler Bestandteil vieler rechtsextremer Ideologien, wie von der Bundeszentrale für politische Bildung erläutert wird. Dabei wird versucht, die Geschichtsschreibung, insbesondere zum Nationalsozialismus, aus einer politischen Motivation heraus zu manipulieren. Ziel ist es, die Gräueltaten des NS-Regimes zu relativieren oder gar zu leugnen. Diese Täter schütten nicht nur Wasser in den Wein der Historie, sondern versuchen auch, die Verantwortung Deutschlands für den Beginn des Zweiten Weltkriegs und den Völkermord an den Juden in Frage zu stellen.
Wagner und Ostermann stellen sich diesen gefährlichen Narrativen entgegen. Ihre Auszeichnung mit dem Preis „Das unerschrockene Wort“ ist nicht nur eine Würdigung ihres Engagements, sondern auch ein wichtiges Signal für alle, die sich gegen eine einfache Rückkehr in eine von Intoleranz geprägte Gesellschaft stemmen wollen.