Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) mit Sitz im Schloss Biebrich in Wiesbaden steht vor einer ungewissen Zukunft. Nachdem sie seit ihrer Gründung im Jahr 1951 eine zentrale Rolle in der Filmförderung und der Qualitätsbewertung von Filmen in Deutschland spielt, scheinen die finanziellen und strukturellen Rahmenbedingungen nun in Gefahr zu sein. Wie hessenschau.de berichtet, wird das gefragte Prädikat „wertvoll“, das für Kinobesucher und Streamingdienste als Orientierungshilfe bei der Filmauswahl dient, von der FBW vergeben. Doch die aktuellen Änderungen im Filmfördergesetz der Bundesregierung, die die FBW-Prädikate nicht länger als Kriterium für staatliche Unterstützung berücksichtigen, gefährden ihre Existenz stark.
Die FBW kann auf eine lange Tradition zurückblicken, in der sie Filme nicht nur auf ihre künstlerische, dokumentarische oder filmhistorische Bedeutung prüft, sondern auch mit dem Gütesiegel „besonders wertvoll“ auszeichnet. Diese Prädikate stellten nicht nur eine Empfehlung für Kinogänger dar, sondern hatten auch gesetzliche Relevanz, da sie zur Qualifizierung für Filmförderungen von Bund und Ländern führten, wie die Informationen von fbw-filmbewertung.com bestätigen.
Kritische finanzielle Lage
Mit sieben Beschäftigten und einem jährlichen Finanzbedarf von rund 400.000 Euro für Personalkosten ist die FBW auf die Gebühren von Antragstellern angewiesen. Diese Einnahmen sind allerdings seit 2007 rückläufig. Das Land Hessen, das in der Vergangenheit finanzielle Unterstützung angeboten hat, fühlt sich nicht mehr in der Lage, die FBW allein zu tragen. Zudem wurde ein Entwurf für eine neue Verwaltungsvereinbarung von der Kulturministerkonferenz abgelehnt, was die prekäre Situation weiter verschärft.
Die Diskussionen über die Zukunft der FBW sind in vollem Gange. Unterstützung erhält das Institut von prominenten Branchenvertretern, darunter der Oscar-prämiert Regisseur Volker Schlöndorff. Die FBW spielt eine wichtige Rolle für die Sichtbarkeit und Karriere junger Filmemacher, die von den Prädikatsfilmen profitieren. Bezogen auf aktuelle Entwicklungen im Filmförderungsgesetz muss festgehalten werden, dass die FBW-Prädikate nicht mehr als kulturelle Förderkriterien erwähnt werden, was die Unsicherheit weiter verstärkt.
Auswirkungen auf die Filmförderung
Die Konsequenzen dieser Änderungen sind weitreichend. Filme, die mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet sind, genießen Vorteile wie Vergünstigungen bei der Vergnügungssteuer und eine bevorzugte Behandlung bei der Beantragung von Fördermitteln, wie die FBW auch in den Details zur Filmförderung erklärt. Für Filme mit höheren Herstellungskosten wurden die Referenzschwellen für die Förderung angepasst, was für viele Filme entscheidend sein könnte, um finanzielle Unterstützung zu erhalten.
Bis Ende 2024 hatten bereits 4541 Langfilme und 3233 Kurzfilme das Prädikat „wertvoll“ oder „besonders wertvoll“ erhalten, und diese Zahlen stammen aus einer Institution, die seither rund 26.000 Filme bewertet hat. Dennoch könnte diese wertvolle Historie durch die bevorstehenden politischen Änderungen geschmälert werden.
Die FBW führt auch medienpädagogische Programme durch, darunter eine Kurzfilm-Edition für Kinder, und ist damit ein wertvoller Bestandteil der Filmkultur in Deutschland. Die ehrenamtliche fünfköpfige Jury, die aus 85 Experten besteht und deren Mitglieder aus verschiedenen Bereichen der Filmindustrie kommen, hat seit 1980 maßgeblich dazu beigetragen, dass Filme nach Kriterien wie Stoff, Form und filmischer Gestaltung bewertet werden. Kritiker warnen jedoch, dass die Prüfpraxis der FBW möglicherweise nur als eine vormals günstige Werbemaßnahme missinterpretiert wird.
Die FBW steht also am Scheideweg. Die kommenden Monate werden entscheidend dafür sein, ob die Institution weiterhin eine tragende Rolle in der deutschen Filmförderung spielen kann oder ob die tiefen Einschnitte in ihre Existenz, die bereits spürbar sind, endgültig zu ihrem Rückzug führen werden. Branchenexperten und Filmschaffende sind sich einig, dass der Erhalt dieser Institution nicht nur für die Jury selbst, sondern auch für die Zukunft des deutschen Films von großer Bedeutung ist.