Am 15. Januar 2025 fand im Alten Kaufhaus in Landau ein Infoabend statt, der von der Stadt Landau und einer Bürgerinitiative organisiert wurde. Etwa 130 Menschen nahmen an der Veranstaltung teil, bei der die bevorstehende Umbenennung dreier Straßen thematisiert wurde: Hans Stempel-Straße, Hindenburg-Straße und Kohl-Larsen-Straße. Der Bürgerentscheid zu diesen Straßennamen ist für den 23. Februar 2024 angesetzt.
Der Themenkomplex ist brisant, da die Protagonisten der umstrittenen Straßennamen wegen ihres Wirkens während der NS-Zeit in der Kritik stehen. Der Stadtrat hat sich bereits für eine Umbenennung ausgesprochen, da die betreffenden Personen nicht als „ehrungswürdig“ gelten. Oberbürgermeister Dr. Geißler bezeichnete den Bürgerentscheid als „demokratisches Neuland“ für Landau und rief die Bürger dazu auf, mit „nein“ zu stimmen, wenn es um die Erhaltung der Straßennamen geht.
Diskussion und Bürgerinitiative
Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer präsentierte während des Abends einen Prüfbericht aus dem Jahr 2019, der sich mit der Thematik der Straßenumbenennungen befasst. Ludwig Tillner und Henrike Ingenthron sprachen für die Bürgerinitiative „BI Landau – gegen Straßenumbenennung“. Tillner äußerte den Wunsch nach mehr Neutralität vom Oberbürgermeister und zeigte sich optimistisch bezüglich der Diskussion. Er betonte, dass eine Umbenennung keine Geschichte umschreiben könne.
Die Bürgerinitiative plädiert dafür, dass Straßennamen auch der Orientierung dienen sollten und das historische Umfeld dabei berücksichtigt wird. Eine mögliche Lösung, um sowohl Gedenken und Orientierung zu gewährleisten, könnte die Anbringung von Zusatzinformationen in Form von Schildern sein.
Historischer Kontext der Straßennamen
Wie in einer Untersuchung zu Straßenumbenennungen im deutschen Raum ersichtlich, tragen Städte, Straßen und öffentliche Plätze Namen, die die Kultur und Werte ihrer Gemeinschaft spiegeln. In Deutschland des 20. Jahrhunderts reflektierten viele Straßennamen politische Haltungen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurden zahlreiche Straßen nach ihrer Weltanschauung umbenannt. Diese Umbenennungen sind nicht nur ein Spiegelbild des damaligen Zeitgeistes, sondern haben auch weitreichende politische Implikationen. Sie entfernen Hinweise auf jüdische Persönlichkeiten und Namen, die mit der Weimarer Republik verbunden waren, und ersetzen sie durch Namen von NS-Führern sowie nationalistischen Bezugnahmen.
Die Bedeutung dieser Umbenennungen ist enorm, da sie nicht nur die Erinnerungskultur beeinflussen, sondern auch wie die Bevölkerung mit ihrer Geschichte umgeht. Der Bürgerentscheid in Landau könnte somit nicht nur lokal, sondern auch im größeren gesellschaftlichen Kontext von Bedeutung sein. Die aktuelle Diskussion zeigt, dass die Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte auch im Jahr 2025 nach wie vor relevant ist.
Für weitere Informationen zu diesem Thema sind umfassende Studien verfügbar, wie die auf der Website des Deutschen Städtebundes nachzulesende Publikation, die sich mit der Veränderung von Straßennamen im Fokus eines gewandelten Werteverständnisses beschäftigt (Deutscher Städtebund).
Die gesellschaftlichen Debatten um Straßennamen verdeutlichen, dass die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit eine laufende Herausforderung darstellt, die sowohl Historiker als auch Bürger gleichermaßen betrifft.