Am 12. Januar 2025 landete die deutsch-iranische Frauenrechtlerin Nahid Taghavi am Flughafen Köln/Bonn, nach über vier Jahren in iranischer Haft. Ihre Rückkehr wurde von ihrer Tochter Mariam Claren gefeiert, die über den Onlinedienst X ein Bild von sich und ihrer Mutter postete und ihre Freude über die Freilassung kundtat. Taghavi war im Oktober 2020 während eines Besuchs in Teheran festgenommen worden und stand seitdem im Fokus internationaler Menschenrechtsorganisationen.
Die iranischen Behörden hatten Taghavi im August 2021 zu einer Haftstrafe von über 10 Jahren und 8 Monaten verurteilt. Der Vorwurf lautete auf „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ und „Propaganda gegen das System“, Anschuldigungen, die oft gegen Menschenrechtsaktivist:innen erhoben werden. Taghavi war lediglich wegen der friedlichen Ausübung ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung inhaftiert, was die Situation von zahlreichen Dissident:innen im Iran widerspiegelt.
Schwere Haftbedingungen
Nahid Taghavi verbrachte ihre Haftzeit im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran. Berichten zufolge war ihre Inhaftierung geprägt von Folter, Isolationshaft und einer schlechten medizinischen Versorgung. Ihre Tochter Mariam bedauerte die „vier verlorenen Jahre“ und die traumatischen Erfahrungen, die ihre Mutter dort machen musste. Das Evin-Gefängnis ist bekannt für seine strengen Bedingungen und die unvorstellbaren Leiden, die Häftlinge erfahren müssen. Amnesty International hat wiederholt die Verletzungen der Menschenrechte im Iran kritisiert und fordert eine sofortige Freilassung von politisch Verhafteten.
Julia Duchrow, Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, äußerte sich über die Freilassung von Taghavi und appellierte an die iranische Regierung, auch andere inhaftierte Doppelstaatler und gewaltlose politische Gefangene freizulassen. Trotz der Rückkehr von Taghavi blieb die offizielle Stellungnahme der iranischen Behörden zu ihrer Freilassung aus, was der Unsicherheit über die Behandlung von Menschenrechtsaktivisten im Iran Vorschub leistet.
Kontext der Menschenrechtslage im Iran
Die Menschenrechtslage im Iran ist alarmierend. Amnesty International berichtet von weit verbreiteten Praktiken wie Folter, Misshandlungen und unrechtmäßigen Hinrichtungen. Im Jahr 2023 allein wurden im Iran mindestens 853 Menschen hingerichtet, eine Zahl, die das Ausmaß der politischen Unterdrückung verdeutlicht. Die Protestbewegung „Woman Life Freedom“, die durch den Tod der 22-jährigen Mahsa (Zhina) Amini im September 2022 ausgelöst wurde, zeigt den zunehmenden Widerstand gegen die repressiven Maßnahmen der Staaten und die Brutalität, mit der die Behörden gegen friedliche Demonstranten vorgehen.
Die internationale Gemeinschaft ist aufgefordert, entschlossen gegen die Zunahme von Menschenrechtsverletzungen im Iran vorzugehen und sich für die Freilassung aller politischen Gefangenen einzusetzen. Die Rückkehr von Nahid Taghavi ist ein Lichtblick, doch die Kämpfe derjenigen, die noch in den Gefängnissen des Regimes leiden, müssen weiterhin in den Fokus gerückt werden.