Am 19. Januar 2025 feierte das Staatstheater Wiesbaden die Premiere der Inszenierung „Er putzt“ unter der Regie von Marie Schleef. Die Inszenierung basiert auf dem preisgekrönten Text von Valeria Gordeev, die 2023 den Ingeborg-Bachmann-Preis für ihr Werk erhielt. Gordeev beschäftigt sich in ihrem Text mit der Thematik des Schmutzes und dem Streben, Ordnung in einer chaotischen Welt zu schaffen.
Die Aufführung thematisiert die Hauptfigur Konstantin, gespielt von zwei Schauspielern, Adi Hrustemović und Jonas Grundner-Culemann. Konstantin hat die Aufgabe, sich um seine kleine Schwester Lada zu kümmern, während die Mutter abwesend ist. In dieser akribischen und leidenschaftlichen Putzaktion reflektiert Konstantin über seine Beweggründe, sei es als kontemplative Beschäftigung, obsessive Handlung oder der Versuch, eine fremde Welt zu ordnen. Dabei wird er von seiner Schwester Leda, verkörpert von Victoria Bloss oder Ida Rauschnabel, beobachtet, die währenddessen fernsehen und Anspielungen auf „Raumschiff Enterprise“ machen.
Ausstattung und Performance
Die Bühnengestaltung ist mit bunten, futuristischen Elementen und Kacheln an der Wand geprägt, die eine nicht realitätsgetreue Küche darstellt. Die Zeit wird durch eine Uhr gezeigt, die schnell voranschreitet. Zu den technischen Aspekten der Aufführung gehören beeindruckende Sounds von Jae A Shin und Richard Janssen, die Meeresrauschen, Schmatzen und Wischen erzeugen – eine ASMR-Performance, die das Publikum in eine fast meditative Achtsamkeit führt.
Marie Schleefs Inszenierung ist als assoziative Slow-Motion-Performance konzipiert. Diese Herangehensweise hebt die essenziellen Themen der Care-Arbeit, Selbstliebe sowie einer alternativen Maskulinität hervor. Darüber hinaus ist es untypisch, dass Gordeevs Text nicht gesprochen wird, was die Aufführung zusätzlich von konventionellen Theaterinszenierungen abhebt.
Ein Blick auf das Happy End
Ein weiteres herausragendes Element der Aufführung ist das Happy End, in dem Konstantin ein Staub-Kuschelmonster umarmt. Dies steht symbolisch für die Akzeptanz des Schmutzes und die Überwindung der inneren Konflikte. Die gesamte Inszenierung dauert 1 Stunde und 20 Minuten, ohne Pause.
Die Kostüme, die von Eleonore Carrière entworfen wurden, kombinieren alltägliche und absurde Elemente und tragen zur surrealen Atmosphäre des Stücks bei. Die hintere Wand der Bühne öffnet sich dreimal während der Aufführung, was den Kontakt zur Außenwelt symbolisiert und den Zuschauern einen weiteren Zugang zu den Themen von Isolation und Verbindung bietet.
Zusammenfassend entführt „Er putzt“ das Publikum in eine völlig neue Theatererfahrung, die sowohl das Alltägliche als auch das Absurde feiert und gleichzeitig tiefgehende Fragen zur Rolle des Individuums in der Gesellschaft aufwirft. Die Premiere am Staatstheater Wiesbaden legt den Grundstein für eine Inszenierung, die noch lange in Erinnerung bleiben wird, und reiht sich damit in die langen Traditionen von mutigen und innovativen Theateraufführungen ein. Weitere Informationen zu der Inszenierung sind auf der Webseite des Staatstheaters Wiesbaden verfügbar und nachtkritik.de zu finden.