Das Jahr 2023 war für den deutschen Einzelhandel äußerst herausfordernd. Viele Händler berichteten von Umsatzverlusten und ungewissen Ausblicken für das kommende Jahr. In einer Erhebung des Handelsverbands Deutschland (HDE gaben etwa 40 Prozent der Befragten an, insgesamt Umsatzverluste im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Diese Sorgen waren durch ein enttäuschendes Weihnachtsgeschäft weiter verstärkt worden, das hinter den Erwartungen zurückblieb. Fast die Hälfte der inhabergeführten Geschäfte klagte über geringere Umsätze und einer anhaltenden Zurückhaltung der Kunden beim Einkaufen.
Finanzielle Unsicherheit und politische Lage
Die Zurückhaltung der Konsumenten wurde von vielen Händlern mit der gegenwärtigen politischen Lage in Deutschland und der international angespannten Situation in Verbindung gebracht. Der HDE erwartet für 2023 zwar einen leichten Aufschwung, dennoch zeigen die Umfragedaten, dass rund die Hälfte der Einzelhändler bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung im Jahr 2025 unsicher ist. Handelsverbandspräsident Alexander von Preen stellte fest, dass die Stimmung unter den Händlern durch globale Konflikte und politische Unsicherheiten stark gedrückt sei.
Trotz dieser negativen Aussichten gibt es Unterschiede innerhalb des Marktes. Während etwa Parfümerie- und Kosmetikgeschäfte ein positives Weihnachtsgeschäft verzeichneten, rangieren Juweliere und Schmuckhändler in einer ähnlichen Routine. Die Umsätze im Schmuckbereich blieben auf Vorjahresniveau, während der Umsatz bei Uhren leicht zurückging. Auch Buch- und Spielzeuggeschäfte konnten relativ gute Verkaufszahlen vermelden.
Erwartungen für 2024
Der HDE rechnet für das kommende Jahr mit weniger Umsatz als 2023, und der Ausblick bleibt aufgrund politischer Unsicherheiten gedämpft. Verbraucher halten zunehmend ihr Geld zusammen, was das Einkaufsverhalten negativ beeinflusst. Der HDE prognostiziert ein inflationsbereinigtes Umsatzminus von drei Prozent. Während eine nominale Steigerung von zwei Prozent angestrebt wird, sieht die Realität eher nach einem kleinen Minus aus.
Online-Handel als Wachstumstreiber
Ein Lichtblick bleibt der Online-Handel, der weiterhin als Wachstumstreiber gilt. Rund 36 Prozent der befragten Händler betreiben eigenen Online-Shop, während 19 Prozent über Online-Marktplätze verkaufen. Dennoch verkaufen 56 Prozent der Händler keine Waren im Internet. HDE-Präsident von Preen machte auf die Herausforderungen aufmerksam, aber auch auf die Chancen der Digitalisierung für die Händler ohne Online-Verkauf.
Personelle Herausforderungen im Einzelhandel
Die Branche sieht sich auch einem steigenden Fachkräftemangel gegenüber. Über 3,1 Millionen Menschen sind im Einzelhandel beschäftigt, doch 63 Prozent der Händler klagen über einen Mangel an Arbeitskräften. Gleichzeitig stehen in der Branche mehr als 50.000 Stellen offen. Vor diesem Hintergrund hat der HDE eine umfassende Ausbildungskampagne mit dem Titel „Karriere Handel“ gestartet, um mehr qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Einzelhandel im Jahr 2023 vor einer Vielzahl von Herausforderungen steht, von Umsatzverlusten über politische Unsicherheiten bis hin zu einem spürbaren Fachkräftemangel. Die Ungewissheit über die kommende Entwicklung und die Reaktion der Konsumenten wird weiterhin die Branche prägen. Weitere Details zu den Umfrageergebnissen und Prognosen können auf Radio Neandertal, Tagesschau und Einzelhandel.de nachgelesen werden.