In der aktuellen wirtschaftlichen Lage sehen sich mehrere Unternehmen in Deutschland gezwungen, drastische Maßnahmen zu ergreifen. Einer der auffälligsten Fälle ist die Gerhardi Gruppe, die derzeit einen erheblichen Stellenabbau angekündigt hat. Bei einer Betriebsversammlung in Lüdenscheid gab der Insolvenzverwalter Jan-Philipp Hoos bekannt, dass insgesamt 137 Mitarbeiter ihre Stellen verlieren werden. Davon entfallen 100 Stellen auf den Standort Ibbenbüren und 37 auf Lüdenscheid.
Hoos wies darauf hin, dass die Anzahl der zu reduzierenden Stellen in Ibbenbüren höher ist, da der Standort vor der Insolvenz bereits unter Überkapazitäten litt. Dies deutet auf strukturelle Probleme innerhalb des Unternehmens hin, die durch die Insolvenz offenbar zutage traten. Um die Situation zu bewältigen, fanden bereits Gespräche mit der IG Metall über die Überkapazitäten statt.
Versuche der sozialverträglichen Gestaltung
Der Betriebsrat, die Gewerkschaft sowie der Insolvenzverwalter sind in Verhandlungen, um den Stellenabbau möglichst sozialverträglich zu gestalten. Neben dem Stellenabbau wird auch über eine Neuorganisation der arbeit in den Standorten Lüdenscheid, Altena, Ibbenbüren und in den USA diskutiert. Hoos betonte zudem, dass bereits Gespräche mit mehreren Investoren geführt werden und diese konkret voranschreiten. Ein möglicher Kaufvertrag könnte bereits Ende Februar 2025 abgeschlossen werden und offene Fragen über die Zukunft des Unternehmens klären.
Ein weiterer besorgniserregender Fall betrifft iwis mechatronics in Schwaigern, Baden-Württemberg, wo ebenfalls eine erhebliche Reduktion der Belegschaft bevorsteht. Hier plant das Unternehmen den Abbau von 150 Stellen im Rahmen einer Insolvenz in Eigenverwaltung, die Ende Oktober 2024 angemeldet wurde. Die bereits registrierte sinkende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen hat dem Unternehmen stark zu schaffen gemacht. Diese Situation hat auch dazu geführt, dass bereits zu Beginn des Ausbildungsjahres im September Azubis entlassen wurden, was eine Reaktion der IG Metall nach sich zog.
Herausforderungen für die Mitarbeiter
Die betroffenen Mitarbeiter bei iwis mechatronics hatten die Möglichkeit, für ein halbes Jahr in eine Transfergesellschaft zu wechseln, um neue Arbeitsplätze zu finden. Laut Betriebsratschef Martin Stäbe haben jene Auszubildenden, die entlassen wurden, bereits neue Ausbildungsplätze gefunden. Die Situation in Schwaigern widerspiegelt die Herausforderungen, mit denen viele Zulieferer in der Automobilindustrie konfrontiert sind, insbesondere in Zeiten unvorhergesehener Marktschwankungen.
Die Maßnahmen, die Unternehmen wie Gerhardi und iwis mechatronics ergreifen müssen, zeigen, wie kritisch die Lage in der deutschen Zulieferindustrie ist. Ein fortlaufender Stellenabbau könnte nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf die Beschäftigten und deren Familien haben, sondern auch auf die gesamte Region, in der diese Unternehmen aktiv sind.