Am Sonntag feierte das Theaterstück „Wölfinnen“ von Julia Haenni Premiere im Kleinen Haus des Stadttheaters. Die Regie übernahm Mathilde Lehmann, die als Jugendspartenleiterin bereits Anerkennung für ihre Arbeiten erlangte. Das Stück richtet sich entsprechend an ein Publikum ab 15 Jahren und behandelt die Erlebnisse von nicht-männlichen Personen mit Geschlechterrollen, Gefahren und Gewalt. Der zentrale Subtext fragt: „Muss ich Angst haben oder lohnt sich Hoffnung?“
Julia Haenni, die kürzlich den Deutschen Jugendtheaterpreis für ihr Stück „Angst oder Hase“ erhielt, ist zudem mit ihrem Werk „Bodybild“ an der Gießener Studiobühne präsent. In „Wölfinnen“ integriert sie eine moderne Gruselversion des klassischen Märchens „Rotkäppchen“. Das ausgewählte Ensemble setzt sich aus talentierten Schauspieler*innen zusammen: Anna Huberta Präg, Dascha Ivanova, Noémie Ney und Jasha Eliah Deppe. Letztere ist eine non-binäre Person, die beim Vorsprechen für das junge Ensemble besonders imponierte.
Nachhaltigkeit auf der Bühne
Das Bühnenbild des Stücks ist nachhaltig gestaltet und verwendet Materialien aus früheren Produktionen wie „Der Herr der Fliegen“ und „Die Mädchenschule“. Auch die Kostüme von Nanako Oizumi zeichnen sich durch einen kämpferischen und provokativen Charakter aus, die mehrfach gewechselt werden. Auf diese Weise reflektiert das Theater nicht nur zeitgenössische Themen, sondern auch die Notwendigkeit der Veränderung in der Inszenierung.
Haennies Engagement für die Sichtbarkeit von Frauen im Theater geht über „Wölfinnen“ hinaus. Sie thematisierte in früheren Werken wie „Frau im Wald“ und „Frau verschwindet“ die oft einseitige Darstellung von Frauen im Theater. „Frauen werden häufig als passive Figuren oder Sexualobjekte präsentiert“, so Haenni. Ihre Stücke setzen sich dafür ein, Geschichten zu erzählen, in denen Frauen und ihre Perspektiven im Mittelpunkt stehen.
Genderfragen im Theater
Haenni arbeitet nicht nur an der Sichtbarkeit von Frauen, sondern auch an den Geschlechterrollen im Allgemeinen. Wie eine von der European Theatre Convention in Auftrag gegebene Studie zeigt, dominieren Männer häufig in leitenden Positionen in der Kulturbranche, während Frauen in prekäreren Rollen agieren. Die Studie enthüllt, dass weniger als 40% der führenden künstlerischen und produktionstechnischen Positionen von Frauen besetzt sind.
Die ermittelteten Daten verdeutlichen, dass Teams unter weiblicher Leitung im Allgemeinen vielfältiger und möglicher Weise auch innovativer sind. Es wird empfohlen, dass Theater durch strukturelle Veränderungen und die Berücksichtigung von Vielfalt relevanter werden. Dies ist besonders wichtig, nachdem die Theaterwelt durch die Pandemie großen Druck und Produktionsstaus erlebt hat.
Durch die Verbindung von Künsten und sozialer Verantwortung trägt Julia Haenni dazu bei, den Diskurs über Geschlechterverhältnisse und deren Darstellung zu fördern. Ihre Werke, darunter auch das neue Stück „Don Juan. Eschöpfte Männer“, laden dazu ein, Normen zu hinterfragen und alternative Narrative zu entwickeln.