In Kaiserslautern beginnt ein bedeutender Berufungsprozess, bei dem vier Männer, die in der Pferdemetzgerei Härting tätig waren, erneut vor Gericht stehen. Laut SWR haben die Angeklagten, darunter drei Mitarbeiter, Berufung gegen ein Ersturteil eingelegt, welches sie im Juli 2022 wegen Tierquälerei verurteilt hatte.
Das Verfahren wird am Landgericht in Kaiserslautern stattfinden. Die Staatsanwaltschaft hat ebenfalls Berufung eingelegt, jedoch nur gegen die Urteile der drei Mitarbeiter. Diese erhalten möglicherweise höhere Strafen, während der Geschäftsführer eine Geldstrafe wegen Nichterfüllung seiner Aufsichtspflicht hinnehmen musste. Das Gericht hat zwei Sachverständige und Zeugen geladen, um die Vorwürfe erneut zu prüfen.
Hintergrund der Verurteilung
Im Verfahren wird geprüft, ob die Angestellten Schweine, Rinder und Pferde unsachgemäß getötet haben. Die Strafen für die Mitarbeiter umfassten sowohl Haftstrafen als auch Berufsverbote. Die Metzgerei hat ihren Schlachtbetrieb 2022 in Abstimmung mit dem Veterinäramt eingestellt, dennoch betreibt sie weiterhin drei Filialen in Kaiserslautern. Eine dieser Filialen wird derzeit für den Verkauf über Automaten umgebaut.
Dieser Prozess hat nicht nur rechtliche, sondern auch gesellschaftliche Relevanz, da er im Kontext eines zunehmenden öffentlichen Interesses an Tierschutz und Tierrechten stattfindet. Tierrechtsaktivisten haben bereits im Sommer eine Mahnwache vor dem Gericht abgehalten, um auf die Problematik aufmerksam zu machen. Eine geplante Demonstration mit etwa 20 Teilnehmern wurde kurzfristig abgesagt. Aktivist Philipp Hörmann begrüßt jedoch die Forderung der Staatsanwaltschaft nach höheren Strafen.
Gesellschaftlicher Kontext
Die moderne Tierrechtsbewegung hat ihren Ursprung im 19. Jahrhundert und ist eine bedeutende gesellschaftspolitische Erscheinung. Wie auf bpb.de erläutert, entwickelte sich der Tierschutz in einem sich wandelnden Bewusstsein im Umgang mit Tieren. Der erste gesetzliche Schutz für Tiere wurde 1822 in Großbritannien eingeführt, gefolgt von der Gründung mehrerer Tierschutzvereine.
In Deutschland entstand 1837 der erste Tierschutzverein, inspiriert durch britische Vorbilder. Die Tierschutzbewegung erlebte im späten 19. Jahrhundert eine Spaltung zwischen bürgerlichem Tierschutz und radikaleren Ansätzen. Seit den 1970er Jahren hat sich die Tierrechtsbewegung weiterentwickelt, wobei radikale Methoden zunehmend an Bedeutung gewannen.
Die strengen Diskussionen über Tierschutz und Tierrechte spiegeln sich auch in den aktuellen Gerichtsverfahren wider. In einem Umfeld, in dem die Forderung nach mehr Rechte und ein besseres Leben für Tiere lauter wird, steht auch die Pferdemetzgerei Härting und ihre Praktiken im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Der Berufungsprozess wird somit nicht nur ein rechtliches Verfahren, sondern auch ein Prüfstein für die gesellschaftlichen Werte im Umgang mit Tieren im Jahr 2025.