Die Übernahme von Deutsche Wohnen durch Vonovia sorgt in Deutschland für zahlreiche Kontroversen. Mit dieser Akquisition wächst der Bestand von Vonovia auf nahezu 500.000 Wohnungen, was den Unternehmen zum größten privatwirtschaftlichen Wohnungseigentümer in Deutschland macht. Mieterverbände äußern scharfe Kritik und warnen vor einer „unzumutbaren Marktkonzentration“ auf dem Wohnungsmarkt, die die Mietpreise in die Höhe treiben könnte. Laut Zensus 2022 gibt es in Deutschland rund 2,7 Millionen Wohnungen in privatwirtschaftlichem Besitz, von denen Vonovia etwa 20 Prozent kontrolliert. tagesschau.de berichtet, dass Vonovia jedoch nur gut 1 Prozent aller deutschen Wohnungen vermietet, was die monopolartige Marktkonzentration relativiert.
Der Bestand von Vonovia ist vor allem in Berlin und Nordrhein-Westfalen konzentriert. In der Hauptstadt liegt der Anteil von Vonovia und Deutsche Wohnen am Gesamtbestand bei etwa 10 Prozent. Trotz dieser Daten argumentieren Experten des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), dass Vonovia nicht über monopolartige Strukturen verfügt. Der Konzern gibt an, dass die Übernahme eine einfachere Führungsstruktur gewährleisten und schnellere Entscheidungen ermöglichen wird, jedoch befürchten viele Mieter, dass dies zu einer weiteren Erhöhung der Wohnkosten führt.
Mieter in Sorge um steigende Kosten
Mehrere Mieterbündnisse zeigen sich besorgt über die Geschäftspraktiken von Vonovia, die oft mit hohen Mietpreisen und unklaren Nebenkosten verbunden sind. Berichte betonen, dass Nebenkosten bis zu 300 Prozent der ursprünglichen Kosten betragen können. Zudem klagen Mieter über lange Wartezeiten hinsichtlich Reparaturen und Bauarbeiten. Besonders kontrovers ist der Versuch von Vonovia, Rauchmelder zu installieren, die ohne Zustimmung der Mieter Daten sammeln, darunter auch Informationen zur Luftfeuchtigkeit. Solche Praktiken haben die Besorgnis weiter verstärkt, dass neue Mieter von Deutsche Wohnen denselben Geschäftsgepflogenheiten ausgesetzt sind wie die bestehenden Mietparteien. wdr.de berichtet, dass Mieter das Gefühl haben, angesichts dieser Bedingungen erpressbar zu sein.
Ein weiterer Aspekt, den Experten anführen, ist, dass Vonovia durch die Fusion eine Vielzahl von Dienstleistungen in großen Mengen erwirbt, jedoch die Rabatte nicht an die Mieter weitergibt. Dies führt zu erheblichen Bedenken bezüglich der Kostenbelastungen für Mietverträge. Die Firma bestreitet jedoch die Vorwürfe, dass sie bei der Datenübertragung in irgendeiner Form gegen Datenschutzbestimmungen verstößt.
Ein schwieriger Wohnungsmarkt
Die Problematik wird zusätzlich durch die aktuelle Situation auf dem Wohnungsmarkt verschärft. Der russische Angriff auf die Ukraine hat zu steigenden Zinsen und Baukosten geführt, was den Wohnungsneubau erheblich erschwert. Auch wenn die Bauzinsen seit ihrem Höchststand im Herbst 2023 rückläufig sind, bleibt die Unsicherheit in der Bauwirtschaft bestehen. bmwsb.bund.de hebt hervor, dass die Nachfrage nach Baukosten voraussichtlich zu Preisrückgängen führen wird, während Mieten regional sehr unterschiedlich sind.
Die Bundesregierung hat bereits Maßnahmen ergriffen, um den Wohnungsbau zu unterstützen, und stellt insgesamt 18,15 Milliarden Euro für den Zeitraum 2022 bis 2027 zur Verfügung. Diese Mittel sollen helfen, sozialen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, was angesichts des schwindenden Bestands gebundener Mietwohnungen, der seit Jahren zu beobachten ist, dringend erforderlich ist.
Insgesamt bleibt die Übernahme von Deutsche Wohnen durch Vonovia ein heiß diskutiertes Thema, das sowohl die politischen als auch die sozialen Dimensionen des deutschen Wohnungsmarktes erheblich beeinflusst. Mieter stehen weiterhin vor der Herausforderung, mit steigenden Kosten und unklaren Bedingungen zurechtzukommen, während sich die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau im Land verändern.