Das Gesundheitswesen sieht sich in Deutschland, insbesondere in Hessen, mit einer besorgniserregenden Welle von Lungenentzündungen konfrontiert. Ärzte wie Dr. Martin Ebel aus Bad Hersfeld warnen vor der steilen Zunahme an schweren Atemwegsinfekten, die durch Mykoplasmen und Chlamydien verursacht werden. Diese Bakterien können verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit haben und erfordern oft eine besondere medizinische Aufmerksamkeit.
Mykoplasmen, die erstmals 1938 beobachtet wurden, sind einzigartige Bakterien ohne Zellwand und daher gegen den häufig eingesetzten Wirkstoff Penicillin resistent. Sie sind in der Lage, Infektionen der Lunge, Harnwege und des Genitaltrakts auszulösen und können atypische Lungenentzündungen hervorrufen. Laut der Tagesschau verläuft eine Infektion in der Regel mild, jedoch können schwere Fälle auftreten. Diese Bakterien verbreiten sich vor allem durch Husten und Niesen, was ihre Ansteckungsgefahr erhöht.
Aktuelle Entwicklungen und Auswirkungen
Die Zahl der Lungenentzündungen hat sich in der Praxis von Dr. Ebel im Winterquartal auf 40 bis 50 Fälle verdoppelt. Besonders kritisch war der Dezember, in dem 15 bis 20 Patienten stationär ins Klinikum eingewiesen werden mussten. Viele Infizierte glauben fälschlicherweise, lediglich an einer langwierigen Erkältung zu leiden, was zu einer Verzögerung der Diagnose führt. Dies kann fatale Folgen haben, da die Erreger auch andere Organe befallen können.
Die Inkubationszeit für Mykoplasmen beträgt zwei bis vier Wochen, und die Symptome ähneln häufig denen einer gewöhnlichen Erkältung: Husten, Müdigkeit, Fieber und Halsschmerzen. Besonders bei jüngeren Patienten können auch Durchfall und Erbrechen auftreten. Der Verlauf ist oft schleichend und wird nicht sofort erkannt, was eine frühzeitige Behandlung erschwert.
Prävention und Behandlung
Eine Behandlung ist mit einer begrenzten Auswahl an Antibiotika wie Azithromycin und Doxycyclin möglich, doch viele gängige Antibiotika sind gegen Mykoplasmen nicht wirksam. Dr. Ebel weist darauf hin, dass es keine Impfungen gegen diese Erreger gibt, obwohl es eine Pneumokokken-Impfung gibt, die vor häufigeren Lungenentzündungsursachen schützen kann. Zudem wird betont, dass die Zunahme an Atemwegserkrankungen möglicherweise eine Folge der Corona-Pandemie ist.
Die sozialen Isolation während der Pandemie kann die Immunantwort vieler Menschen geschwächt haben. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt Dr. Ebel präventive Maßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen, Hygiene, Abstand halten und das Tragen von Masken. Auch eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung an der frischen Luft und die Einnahme von Vitamin C können zur Stärkung des Immunsystems beitragen.
Besonders hervorzuheben ist, dass bis zu 40 % der Menschen, die engen Kontakt mit einer infizierten Person haben, sich anstecken können. Mykoplasmen können im Nasen-Rachen-Raum gesunder Personen vorhanden sein, ohne Symptome zu zeigen, und somit still übertragen werden. Aus diesem Grund ist eine erhöhte Wachsamkeit in der aktuellen Lage notwendig.
Die steigende Zahl an Infektionen ist alarmierend, und sowohl das medizinische Fachpersonal als auch die Öffentlichkeit sind aufgerufen, die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um die Ausbreitung dieser hartnäckigen Bakterien zu verhindern.