Am Samstagabend fand am Saarbrücker Staatstheater die Premiere von „Mephisto“ statt, einem Theaterstück, das sich mit den dunklen Kapiteln der deutschen Geschichte auseinandersetzt. Unter der Regie von Christoph Mehler wird die Inszenierung als eine Charakterstudie der Figur Hendrik Höfgen präsentiert. Höfgen, geschaffen von Klaus Mann, ist ein Schauspieler, dessen Aufstieg und fallende Moral im Kontext der nationalsozialistischen Machtergreifung stehen.
Das Staatstheater hat sich in der Vergangenheit als bedeutender Ort für kulturelle Auseinandersetzungen etabliert. Diese Aufführung thematisiert nicht nur die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, sondern auch die dadurch entstehenden gesellschaftlichen Umbrüche, in denen das Theater als Künstlertheater und Projektionsfläche fungiert. Für die visuelle Umsetzung des Stücks zeichnete Nehle Balkhausen verantwortlich, deren stark reduziertes Bühnenbild als Freifläche gestaltet ist.
Struktur und Inhalt des Werkes
Klaus Manns Roman „Mephisto“, auf dem die Inszenierung basiert, spiegelt die Tragödie von Hendrik Höfgen wider. Die Erzählstruktur ist in Kapitel unterteilt, die von Höfgens Herkunft bis zu seinem inneren Zusammenbruch führen. Der Ausgangspunkt bildet seine starke Anpassungsfähigkeit und der unbändige Karrierewillen, der in der schnell wachsenden Einflussnahme auf das nationalsozialistische Regime mündet.
Das Stück beleuchtet die moralischen Kompromisse, die Höfgen bereit ist einzugehen. Höhepunkt der Handlung ist die Übernahme der Rolle des Mephisto in Goethes „Faust“, ein Symbol für seinen Pakt mit den Mächtigen des Regimes. Der dramatische Bogen spannt sich von seinen anfänglichen Erfolgen bis hin zu den persönlichen und psychischen Konflikten, die durch seine Entscheidungen entstehen.
Klaus Mann und der historische Kontext
Klaus Mann, geboren am 18. November 1906 in München, war der älteste Sohn von Thomas Mann und wurde ein entscheidender Kritiker des Nationalsozialismus. Nach seiner Emigration im Jahr 1933 thematisierte er den Verlust der Heimat und die Identitätskrisen, die viele Exilanten durchlebten. „Mephisto“ wurde 1936 in Amsterdam veröffentlicht, zu einem Zeitpunkt, als das nationale Regime sich bereits fest etabliert hatte.
Die Figur des Hendrik Höfgen wird häufig als Allegorie für Gustaf Gründgens gesehen, der während der nationalsozialistischen Ära eine beachtliche Karriere machte. Man kann sagen, dass das Werk sowohl als literarische Reflexion als auch als Warnung vor Totalitarismus dient. Die klare und direkte Sprache Manns unterstreicht diesen kritischen Standpunkt, unterstützt durch ironische Beschreibungen, die die Absurditäten des Regimes verdeutlichen.
In seiner Zeit war Klaus Mann nicht nur Schriftsteller, sondern auch ein engagierter Redner gegen den aufkommenden Faschismus. Seine literarische Arbeit, einschließlich „Mephisto“, gilt als bedeutendes Werk der Exilliteratur und räumt mit den Illusionen auf, die Künstler im Angesicht politischer Repression haben können. Trotz seiner Erfolge endet die Geschichte von Höfgen mit seiner Isolation und inneren Leere, was Manns Prinzipien von Verantwortung und moralischer Integrität als Künstler verdeutlicht.
Die Premiere von „Mephisto“ am Saarbrücker Staatstheater verdeutlicht die anhaltende Relevanz von Klaus Manns Werk und bietet dem Publikum die Möglichkeit, sich mit den komplexen historischen und moralischen Fragestellungen auseinanderzusetzen, die die damalige Zeit prägten und die, wie wir sehen, auch heute noch von Bedeutung sind.