Immer wieder kommt es im Werra-Meißner-Kreis zu einem traurigen Phänomen: Diebstähle von Grabschmuck. Betroffene Familien, wie die Familie Neumann aus Niederhone, leiden bereits seit 2019 unter den wiederholten Verlusten an ihrem doppelten Urnengrab. Besonders häufig verschwinden Blumengestecke, kleine Figuren und Sträuße. Diese Taten werfen nicht nur Schatten auf die Trauer der Hinterbliebenen, sondern betreffen auch die Friedhofsverwaltung, die oft nicht die nötigen Ressourcen zur Bekämpfung der Vandalismusaktionen hat. Laut einer Bestätigung der Friedhofsverwaltung Eschwege haben viele Diebstähle in der Vergangenheit nicht einmal zur Anzeige gebracht werden können, was die Dunkelziffer der Vorfälle erhöht.
Die Pfarrerin Imme Mai berichtet zudem von weiteren Problemen auf den Friedhöfen, zu denen unangeleinte Hunde und der allgemeine Vandalismus gehören. Obwohl Wanfrieds Bürgermeister Wilhelm Gebhard und die Berkataler Verwaltung mittlerweile Entwarnung gegeben haben und keine aktuellen Diebstähle gemeldet wurden, bleibt die allgemeine Situation angespannt. Polizeisprecher Jörg Künstler konnte ebenfalls berichten, dass in diesem Jahr bislang keine Diebstähle auf Friedhöfen angezeigt wurden. Ein Vorfall, der im Februar 2023 die Gemüter erhitzte, war der Diebstahl eines Metall-Eisvogels aus Bad Sooden-Allendorf.
Vandalismus und seine Folgen
Die Problematik ist jedoch nicht auf die Region beschränkt. Laut einem Artikel von Bestatterweblog ereignen sich auf Friedhöfen häufig Diebstähle von Bronze- und Metallgegenständen sowie von Grabschmuck. Diese stolen Gegenstände finden oft den Weg in den Müll oder werden verkauft. Friedhofsverwalter sind mit ihren regulären Aufgaben überfordert, wodurch eine verstärkte Überwachung der Anlagen schwierig ist.
Besuchern wird geraten, auf wertvollen Grabschmuck zu verzichten und die Dekoration gründlich zu sichern. Einige Empfehlungen umfassen, Pflanzen besser einzugraben statt sie lediglich abzulegen, um Diebstähle zu erschweren. Zudem rät die Polizei, beim Besuch keine größeren Geldbeträge oder Wertsachen mitzuführen und Zeiten auszuwählen, in denen viele andere Besucher anwesend sind. Ungewöhnliche Vorkommnisse sollten umgehend dem Friedhofsverwalter gemeldet werden.
Gesellschaftliche Dimensionen des Problems
Das Problem des Vandalismus und der Diebstähle auf Friedhöfen spiegelt ein tiefergehendes gesellschaftliches Anliegen wider. Laut einem Artikel im Juramagazin wird der schwindende Respekt vor Allgemeingut und fremdem Eigentum seit Jahren in der Öffentlichkeit beklagt. Das äußert sich nicht nur in der Zerstörung von Parkanlagen und Haltestellen, sondern auch in zunehmenden Berichten über Vandalismus auf Friedhöfen. Beschädigungen von Gräbern und Entwendungen von Blumenschmuck sind nicht nur moralisch verwerflich, sondern führen auch zu einem Gefühl der Unsicherheit und Trauer unter den Hinterbliebenen.
In einem Aufruf an die Landesregierung wird gefordert, den strafrechtlichen Schutz für diese delikaten Räume zu stärken. Vorschläge zur Einführung einer Mindestfreiheitsstrafe für gemeinschädliche Sachbeschädigung und die Einstufung des Diebstahls von Grabgegenständen als besonders schweren Fall des Diebstahls stehen im Mittelpunkt der Diskussionen. Dies würde möglicherweise dazu beitragen, das Ausmaß der Entledigung von Grabschmuck und das respektlose Verhalten auf den Friedhöfen zu reduzieren.