Am 27. Januar 2025 gedenkt die Stadt Wiesbaden der Opfer des Nationalsozialismus anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee im Jahr 1945. Wie merkurist.de berichtet, wird die zentrale Gedenkveranstaltung um 19 Uhr im Stadtverordnetensitzungssaal stattfinden. Gestaltet wird die Veranstaltung von prominenten Rednern wie Stadtverordnetenvorsteher Gerhard Obermayr (CDU), Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) und Professor Dr. Sascha Feuchert von der Universität Gießen. Professor Feuchert wird in seinem Fachvortrag die Rolle von Literatur in Ghettos und Konzentrationslagern thematisieren. Interessierte müssen sich zuvor anmelden.
Diese Gedenkveranstaltung bildet den Höhepunkt einer Reihe von Veranstaltungen, die am 16. Januar begonnen hat und bis Februar 2025 andauert. Unter dem Titel „Erinnern an die Opfer“ lädt Wiesbaden zu verschiedenen Erinnerungsveranstaltungen ein. Dazu zählt ein Zeitzeugengespräch mit Naftali und Sofie Rottenberg am 10. Februar, das in der Jüdischen Gemeinde stattfinden wird. Naftali Rottenberg, der nach 1945 aktiv am Wiederaufbau der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden beteiligt war, wird Einblicke in seine Vergangenheit geben.
Ein umfassendes Programm
Das Programm umfasst weiterhin verschiedene Filme, Führungen und Ausstellungen, die sich mit dem Thema Nationalsozialismus auseinandersetzen. Im Murnau-Filmtheater und der Caligari Filmbühne werden Filme gezeigt, die den Widerstand, die Shoah und das Gedenken thematisieren. Das Freie Theater Wiesbaden wird einen Kurzfilm sowie eine szenische Lesung präsentieren. Zudem findet am 28. Januar eine Führung durch das Alte Gericht zu jüdischen Schicksalen statt.
Am 31. Januar wird eine Diskussion auf YouTube über „Stigma und Kontrolle: Soziale Arbeit und die Verfolgung von ‘Asozialen’“ angeboten. Ausstellungen wie „Der Tod ist ständig unter uns“, die im Rathaus bis zum 30. Januar zu sehen ist, sowie „Zwischen Nonkonformität und Widerstand“ im Hessischen Landesarchiv bis zum 28. Februar, bieten weitere Ansätze zur Aufarbeitung der Thematik. Die Eröffnung der Dauerausstellung „Sie sind nicht vergessen“ im Aktiven Museum Spiegelgasse findet am 9. Februar statt.
Das Gedenken im Kontext der Erinnerungskultur
Der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, der am 27. Januar begangen wird, hat sich seit 1996 zu einem zentralen Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur entwickelt. In Deutschland gibt es über 300 Gedenkstätten und NS-Dokumentationszentren, die zur Aufklärung und zum Gedenken beitragen. Wie dw.com anmerkt, lernen Schüler im Geschichtsunterricht über den Nationalsozialismus, und es gibt kontinuierliche Wanderausstellungen, die an Überlebende der NS-Verfolgung erinnern.
Trotz dieser Bemühungen gibt es besorgniserregende Entwicklungen. Antisemitische Übergriffe nehmen zu, insbesondere seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023. Experten warnen, dass die Erinnerungskultur nicht nur als nostalgisches Ritual verstanden werden sollte, sondern sich weiterentwickeln und diskursiv bleiben muss. Auf diese Herausforderungen möchte der Wiesbadener Kulturdezernent Hendrik Schmehl aufmerksam machen, indem er die Bedeutung der Erinnerungskultur hervorhebt und Bedenken über eine abnehmende Erinnerungsbereitschaft äußert.
Für weitere Informationen zu den Gedenkveranstaltungen und dem Programm in Wiesbaden können Interessierte die Webseite der Stadt besuchen: wiesbaden.de/erinnern.