Die Gewerkschaft Verdi hat in Deutschland zu umfassenden Warnstreiks bei der Deutschen Post aufgerufen. Dieser Schritt erfolgt im Rahmen eines laufenden Tarifkonflikts, der durch die steigenden Lebenshaltungskosten und die Forderungen nach höheren Löhnen geprägt ist. Die Beschäftigten sind aufgerufen, an „vollschichtigen Warnstreiks“ teilzunehmen, was zu erheblichen Ausfällen und Verzögerungen bei der Zustellung von Paketen und Briefen führen wird. In Hessen konzentriert sich der Streik auf Darmstadt und Pfungstadt im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Die Streikversammlung in Darmstadt beginnt um 10.30 Uhr, und die Erwartungen sind hoch, dass diese Maßnahmen Druck auf die Arbeitgeber ausüben werden, um zu einer Einigung zu gelangen, wie hessenschau.de berichtet.
Der Anlass für den Warnstreik sind die lange bestehende Forderungen von Verdi nach einem Entgeltplus von sieben Prozent sowie zusätzlichen Urlaubstagen. Diese Forderungen zielen darauf ab, den Beschäftigten zu helfen, die hohen Lebenshaltungskosten zu bewältigen. Verdi-Vize Andrea Kocsis betonte, dass die zweite Verhandlungsrunde keine greifbaren Ergebnisse brachte. Die Arbeitgeber hingegen lehnen die Anträge als nicht finanzierbar ab und verweisen auf den geringen Spielraum für Lohnerhöhungen, den sie aufgrund der sinkenden Briefmengen im Digitalzeitalter und eines hohen Investitionsbedarfs sehen. Diese Argumentation wird auch von der Deutschen Post unterstützt, die zudem mitteilte, dass der Briefversand zu Jahresbeginn um 10,5 Prozent teurer wurde, sodass das Porto für einen Standardbrief nun 95 Cent betrage, wie zdf.de angibt.
Hintergründe der Lohnverhandlungen
Im Kontext der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen ist die Situation nicht nur auf Deutschland beschränkt. Eine umfangreiche Studie von UNI Europa mit dem Titel „All Rise – Automatische Lohnerhöhungen in Tarifverträgen in Europa“ zeigt, dass Gewerkschaften in vielen europäischen Ländern ähnliche Probleme haben. Die Lebenshaltungskosten sind seit 2021 stark gestiegen, was hauptsächlich auf Unterbrechungen der Lieferkette, steigende Energiepreise aufgrund des Ukraine-Konflikts sowie auf hohe Unternehmensgewinne zurückzuführen ist. Diese Entwicklung hat die Inflation in vielen Teilen Europas auf zweistellige Werte ansteigen lassen, was die Kaufkraft der Arbeitnehmer erheblich beeinträchtigt und damit zum zentralen Thema der Tarifverhandlungen geworden ist.
Die traditionellen Verhandlungsansätze der Gewerkschaften, die oft über feste Lohnerhöhungen diskutieren, stehen nun vor neuen Herausforderungen. Besonders in Zeiten hoher und unvorhersehbarer Inflation gewinnen Konzepte wie automatische Lohnerhöhungen an Bedeutung. Diese sogenannten „Cost-Of-Living Adjustments“ (COLA) bieten eine Möglichkeit, Löhne automatisch an die Inflation anzupassen, was den Arbeitnehmern eine gewisse Sicherheit gibt. Der Bericht von UNI Europa verdeutlicht, dass solche Systeme in der aktuellen wirtschaftlichen Lage populär werden und in vielen Ländern bereits getestet werden, um die Kaufkraft der Beschäftigten zu sichern.
Die nächste Verhandlungsrunde zwischen der Gewerkschaft Verdi und den Arbeitgebern der Deutschen Post ist für den 12. und 13. Februar angesetzt. Die Vorbereitungen auf diese Gespräche laufen, während die Beschäftigten sich auf die Warnstreiks einlassen, deren Auswirkungen in den kommenden Tagen spürbar sein werden.