Im Kreis Olpe sind die Apotheken besonders stark von der Krisensituation im Gesundheitssektor betroffen. In den vergangenen 15 Jahren hat die Zahl der Apotheken um 25 Prozent abgenommen. Diese Entwicklung führt dazu, dass Deutschland zu den 25 Prozent der europäischen Länder gehört, die die wenigsten Apotheken pro tausend Einwohner aufweisen. Vertreter der örtlichen Apotheken suchten das Gespräch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Florian Müller, um über die drängenden Herausforderungen zu diskutieren, welche die flächendeckende Versorgung gefährden.
Die Probleme, mit denen die Apotheken im Kreis Olpe konfrontiert sind, umfassen mehrere Aspekte: der Skontourteil, fehlende Anpassungen des Apothekenabschlags sowie unfaire Wettbewerbsbedingungen gegenüber ausländischen Versandapotheken. Diese Faktoren machen den Betrieb der Apotheken zunehmend unrentabel. Ulf Ullenboom, Vertrauens-Apotheker, macht deutlich, dass viele Apotheken ohne Anpassung des Apothekenabschlags nicht kostendeckend arbeiten können.
Wachsende Herausforderungen im Gesundheitswesen
Ein alarmierendes Signal ist das sinkende Interesse junger Apotheker an der Selbstständigkeit, was zu einer wachsenden Anzahl von Schließungen bestehender Apotheken führt. Auch Daniel Siebert, ein weiterer Apotheker, warnt vor dem Wegfall der Skontierung, die essenzielle Einnahmen für die Apotheken bringt. Die wirtschaftliche Situation der Apotheken in Deutschland bleibt angespannt, obwohl 2023 der Umsatz aufgrund medizinischen Fortschritts und der älter werdenden Bevölkerung auf 66,36 Milliarden Euro (netto) anstieg.
Der Apothekenwirtschaftsbericht 2024 belegt einen leichten Rückgang der Anzahl abgegebener Arzneimittel auf 1,388 Milliarden Packungen. Gleichzeitig sank das steuerliche Betriebsergebnis um 4,3 Prozent auf ein langjähriges Tief. Der durchschnittliche Umsatz pro Apotheke lag 2023 bei 3,443 Millionen Euro (netto), doch 34 Prozent der Apothekeninhaber haben ein Betriebsergebnis unter dem Bruttogehalt von angestellten Krankenhausapothekern, das bei 75.000 Euro liegt. In den ersten Quartalen 2024 sank die Apothekenzahl bundesweit auf 17.429, was einen neuen Tiefstand darstellt.
Appell an die Politik
Florian Müller betont die Verantwortung der Politik, um die Rahmenbedingungen für inhabergeführte Apotheken zu verbessern. Die Apotheken im Kreis Olpe appellieren an die politischen Entscheidungsträger, sich proaktiv mit diesen Herausforderungen auseinanderzusetzen, um die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung langfristig zu sichern.
Zusätzlich macht Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), darauf aufmerksam, dass die Notwendigkeit für spürbare wirtschaftliche Verbesserungen und ein Soforthilfepaket unübersehbar ist. Die umfassenden Herausforderungen erfordern eine nachhaltige Verbesserung der Honorierung der Arzneimittelversorgung sowie weniger Bürokratie, um notwendige Investitionen zu ermöglichen.
Die hohe Verfügbarkeit von Gesundheitspersonal und Infrastruktur in Deutschland steht im Kontrast zu den Herausforderungen im Apothekenwesen. Durchschnittlich geht jeder Bundesbürger jährlich etwa zehnmal zu einem Arzt. Diese Zahl könnte die tatsächlichen Kontakte jedoch unterschätzen, was auf Lücken in der Primärversorgung hindeutet und auch die hohe Rate an Krankenhausaufenthalten, besonders wegen Krankheiten, die prinzipiell ambulant behandelt werden könnten, erklärt.
Die Situation der Apotheken ist somit nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine Frage der versorgungsmedizinischen Infrastruktur. Der Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung muss höchste Priorität eingeräumt werden, um die Gesundheitsversorgung für alle Bürger im Kreis Olpe und darüber hinaus zu gewährleisten.
Für weitere Informationen zu den Herausforderungen der Apotheken im Kreis Olpe, besuchen Sie bitte LokalPlus, zu den Entwicklungen in Deutschland können Sie den Deutschen Apothekerverband konsultieren, und für einen breiteren europäischen Kontext steht der Artikel auf vdek zur Verfügung.