In Hessen regt sich Widerstand gegen die Bevölkerungszahlen, die auf Grundlage des Zensus 2022 veröffentlicht wurden. Aktuell haben 39 von 421 Kommunen Einspruch gegen die amtlichen Feststellungen ihrer Bevölkerungszahlen eingelegt. Betroffene Städte wie Gießen, Hanau und Fulda befürchten erhebliche finanzielle Einbußen. Diese Einsprüche werden momentan geprüft, und eine Entscheidung wird bis Ende März 2025 erwartet. Der Zensus 2022, der im Mai 2022 durchgeführt wurde, ergab, dass die hessische Bevölkerung mit etwa 6,21 Millionen Menschen um 2,6 Prozent geringer ist als frühere Schätzungen auf Basis des Zensus 2011 vermuten ließen.
Der erstmalige Versand der Bescheide zur Feststellung der Bevölkerungszahlen an die Kommunen wurde im November 2024 abgeschlossen. Damit wird deutlich, dass die Korrekturen notwendig wurden, da viele Kommunen nun von niedrigeren Einwohnerzahlen als erwartet betroffen sind. Diese Abweichungen können weitreichende Folgen haben, da Städte wie Hanau, dessen Einwohnerzahl laut Zensus nur knapp 94.000 beträgt, ihren Großstadt-Status verlieren könnten. Ab 100.000 Einwohnern hätte die Stadt mehr finanzielle Mittel aus dem kommunalen Finanzausgleich und EU-Förderungen erhalten.
Hintergründe der Zensus-Daten
Die Ursachen für die abweichenden Zahlen sind vielfältig. Flüchtlingsbewegungen, Meldedefizite und Auswirkungen der Corona-Pandemie spielen dabei eine erhebliche Rolle. Der Zensus 2022 ist Teil einer EU-weiten Zensusrunde und wird als gesetzlich vorgeschrieben erachtet. Deutschland setzte dabei auf einen registergestützten Zensus, um realistische Bevölkerungszahlen zu ermitteln. Dieser Ansatz wurde 2018 vom Bundesverfassungsgericht in einem Urteil als rechtskonform bestätigt.
Die Disparitäten zwischen Melderegister und den Ergebnissen des Zensus hängen oft mit Über- oder Untererfassungen zusammen. Die hessischen Kommunen haben bis zum 28. Februar 2025 die Möglichkeit, Begründungen für ihren Widerspruch nachzureichen. Gleichzeitig prüft das Hessische Statistische Landesamt die Einsprüche und wird bis Ende März 2025 auf die Einsprüche reagieren.
Die Zukunft der Bevölkerungszahlen
Das Ergebnis des Zensus 2022 hat weitreichende Implikationen für die Bevölkerungsfortschreibung in Hessen. Bislang basierten diese Schätzungen auf den Angaben der Standesämter und Meldebehörden, die nun als ungenau gelten. Die Bevölkerungszahlen, die bis zum 31. Dezember 2024 ermittelt werden, werden voraussichtlich im Juni 2025 veröffentlicht. Angesichts der aktuellen Daten ist klar, dass es notwendig ist, die Bevölkerungsfortschreibung zu überarbeiten, um zukünftige Fundamente für kommunale Finanzierungsentscheidungen zu schaffen.
Für weitere Informationen über die Ergebnisse des Zensus 2022 und die damit verbundenen Entwicklungen können Interessierte die Hessische Statistik und die Website des Statistischen Bundesamtes besuchen.