Andreas Wisler, ein 52-jähriger Team-Coach, präsentierte kürzlich seine Erfahrungen mit psychischen Problemen beim diesjährigen Speaker Slam in Wiesbaden, Deutschland. Der Wettbewerb, der mehrere Redner gleichzeitig auf die Bühne bringt, bietet den Zuschauern die Möglichkeit, mithilfe von Kopfhörern selbst zu entscheiden, wem sie zuhören möchten. Wisler hat sich entschieden, das Thema psychische Gesundheit in der Öffentlichkeit anzusprechen, ein Bereich, der häufig mit Stigmatisierung behaftet ist.
In seinem Vortrag teilte Wisler seine persönlichen Erlebnisse, die von drei Psychosen geprägt sind – die letzte davon ereignete sich vor elf Jahren. Die belastenden Erfahrungen führten zu einer verzerrten Wahrnehmung seiner Umwelt. Der erste Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik war der Konsequenz eines Verirrens in einem vertrauten Großraumbüro geschuldet. Mögliche Auslöser für seine Erkrankungen nennt er beruflichen Stress, den Umbau seines Hauses sowie den Umgang mit Stress durch Alkohol und Cannabis. Unterstützt von Familie, Freunden und Therapien, hat er durch Meditation und Atemübungen gelernt, seine Herausforderungen zu bewältigen.
Wichtigkeit der Achtsamkeit und Resilienz
Wisler hat seine berufliche Laufbahn neu ausgerichtet und arbeitet nun wieder vollzeit, zudem hat er eine Ausbildung zum Resilienztrainer absolviert. In dieser Rolle berät er Projekt-Teams und Einzelpersonen, um durch stressige Phasen zu navigieren. Seine jahrelange Erfahrung als Betroffener stellt für viele einen wertvollen Zugang dar, um Vertrauen zu schaffen und authentisch über psychische Belastungen zu sprechen.
„Es ist wichtig, das Gespräch mit vertrauten Personen zu suchen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen“, rät Wisler jenen, die mit psychischen Problemen kämpfen. Damit möchte er das Bewusstsein für die oft tabuisierte Thematik schärfen und gleichzeitig praktische Tipps geben.
Stressbewältigung im Fokus
Ebenfalls beim Speaker Slam ausgezeichnet wurde Sibylle Pinter aus Steinberg-Dörfl, die den Excellence Award erhielt. In ihrem Vortrag stellte sie das Thema Stressbewältigung in den Mittelpunkt, konkretisierte die weitreichenden Auswirkungen von regelmäßigem Stress auf die mentale und physische Gesundheit. Ihre Analyse bezieht sich auf Umfragen, die zeigen, dass fast 50 % der Menschen in Deutschland und Österreich regelmäßig Stress erleben. Alarmierend ist, dass bis zu 70 % dieser Betroffenen unter stressbedingten Beschwerden leiden.
Pinter plädiert dafür, stressbedingte Herausforderungen nicht zu ignorieren. Ihre mehr als 25-jährige Erfahrung im Umgang mit Patienten und Klienten mündete in die Entwicklung eines ganzheitlichen Konzepts, das auch praktische Lösungen bietet. Sie betont, dass Stress nicht gänzlich beseitigt werden kann, gesunde Bewältigungsstrategien jedoch erlernbar sind.
Gesellschaftlicher Kontext und die Notwendigkeit von Prävention
Die Herausforderungen, denen Wisler und Pinter begegnen, sind Teil eines größeren Trends, wie das-wissen.de beschreibt. Hier wird die steigende Prävalenz psychischer Störungen weltweit thematisiert, was effektive Präventions- und Interventionsstrategien erforderlich macht. Besonders die Früherkennung psychischer Störungen wird als Schlüssel identifiziert, um die Lebensqualität zu erhalten und das Fortschreiten von Erkrankungen zu verhindern.
Die Bedeutung der Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen wird ebenfalls hervorgehoben. Maßnahmen zur Aufklärung, wie die Integration evidenzbasierter Präventionsansätze in Bildungseinrichtungen, können entscheidend dazu beitragen, die Gesellschaft für das Thema zu sensibilisieren. Achtsamkeits- und Stressmanagement-Techniken sind nicht nur in Therapieformen von Bedeutung, sie stellen auch präventive Lösungen dar, die im täglichen Leben Anwendung finden können.
Insgesamt zeigen die Aktivitäten beim Speaker Slam und die vorgestellten Ansätze, dass die Debatte über psychische Gesundheit sowohl in der Gesellschaft als auch auf individueller Ebene zunehmend an Bedeutung gewinnt. Wisler und Pinter sind dabei nicht nur Beispiele für Menschen, die Herausforderung und Resilienz verkörpern, sondern auch Stimmen, die andere ermutigen, über ihre Probleme zu sprechen und Hilfe in Anspruch zu nehmen.