Das Offenbacher Sana-Klinikum hat eine neue Ersteinschätzungsstelle eingerichtet, um die Notaufnahme zu entlasten. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die Abläufe zu verbessern und die Wartezeiten für Patienten zu reduzieren. Chefarzt Christian Pietsch berichtet von einem Anstieg der Patienten, die keine Behandlung im Krankenhaus benötigen. Um dies zu adressieren, befragt die Ersteinschätzungsstelle Patienten vor dem Betreten der Notaufnahme zu ihren Symptomen. Bei Bedarf werden sie an den Ärztlichen Bereitschaftsdienst (ÄBD) verwiesen, was dazu beiträgt, die Notaufnahme für echte Notfälle freizuhalten.
Die Einführung dieser Stelle resultiert aus der Feststellung, dass 60 Prozent der Patienten nicht in der Notaufnahme bleiben. Trotz dieser Optimierungen ist die Zahl der Patienten in der Notaufnahme um etwa vier Prozent gestiegen. Diese Entwicklung ist unter anderem auf die Schließung von vier Notaufnahmen in der Umgebung zurückzuführen, die zu einer erhöhten Anzahl von Rettungswagenfahrten zum Klinikum führen. Bettina Wolf, Pflegedienstleiterin, appelliert an das Verständnis der Patienten für mögliche längere Wartezeiten.
Optimierung der Notfallversorgung
Die Reform der Akut- und Notfallversorgung ist aktuell ein zentrales Thema in der Gesundheitspolitik. Am 17. Juli 2024 beschloss das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf, der die Etablierung von Integrierten Notfallzentren (INZ) an ausgewählten Krankenhausstandorten vorsieht. Diese INZ sollen eine Kombination aus Notaufnahme, Notdienstpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und Kooperationspraxen darstellen. Ziel ist es, Hilfesuchenden zu ermöglichen, vor dem Besuch einer Notaufnahme eine telefonische oder digitale Ersteinschätzung einzuholen.
Bei direkter Vorstellung in einem INZ erfolgt die Einweisung in eine angemessene Versorgungsebene durch eine zentrale Ersteinschätzungsstelle. In den Abendstunden und am Wochenende steht die Notdienstpraxis zur Verfügung, während die Notaufnahme nachts geöffnet ist. Diese Initiativen sind Teil eines größeren Plans, um die Effizienz der Notfallversorgung zu steigern und Patienten sicherer und gezielter zu versorgen, wie zi.de weiter ausführt.
Forschung zur Patientensteuerung
Im Rahmen dieser Bestrebungen haben die Charité und das Universitätsklinikum Leipzig eine Studie zur Patientensteuerung in Notaufnahmen veröffentlicht. Diese Studie untersucht die Patientensicherheit des Medizinprodukts SmED (Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland) an 1.840 Patienten. Es zeigte sich, dass 66 Prozent der Fälle von SmED kritischer eingeschätzt wurden als von den behandelnden Ärzten. Potenziell gefährdete Fälle traten in 2,7 Prozent der Fälle auf, was darauf hinweist, dass Gefahrensituationen häufig dann auftreten, wenn eine Behandlung über 24 Stunden hinaus verzögert wird.
Die Empfehlungen aus dieser Studie betonen die Notwendigkeit einer zeitnahen verbindlichen Anmeldung zur weiterführenden Versorgung in niedergelassenen Strukturen. Weiterleitungen aus der Notaufnahme sollten dabei nicht auf Basis von SmED erfolgen, dessen Einsatzdauer im Durchschnitt zwischen zwei bis drei Minuten liegt. Die kontinuierliche Weiterentwicklung des Produkts zielt darauf ab, sowohl die Effektivität als auch die Sicherheit der Patientenversorgung zu erhöhen. Die Erkenntnisse aus der Patientensicherheitsstudie werden zur Verbesserung der bestehenden Strukturen herangezogen, wie op-online.de berichtet.