Am 1. Februar 2025 fand in der Hochschul-, Landes- und Stadtbibliothek (HLSB) Fulda die Veranstaltung „Living Library“ statt, die darauf abzielte, Menschen mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen zusammenzubringen. Bei diesem innovativen Format fungierten die Teilnehmer*innen als „lebendige Bücher“ und erzählten ihre persönlichen Geschichten in kleinen Gesprächsrunden. Diese Form des interkulturellen Austauschs schafft eine einmalige Plattform, um Einblicke in die Erlebnisse, Herausforderungen und Ängste von Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrungen zu gewinnen.
Besonders bemerkenswert war die Vielfalt der „lebenden Bücher“, die aus Syrien, Afghanistan, Mosambik, Iran und der ehemaligen DDR stammten. In insgesamt sieben Gesprächsrunden konnten Teilnehmer*innen die „Bücher“ für jeweils 20 bis 30 Minuten „ausleihen“, zuhören und Fragen stellen. Die behandelten Themen umfassten die Herausforderungen und Ängste vor und während der Flucht, die Hürden des Neuanfangs sowie das Leben zwischen zwei Kulturen. Diese Veranstaltung war Teil einer zweisemestrigen Projektwerkstatt im Bachelorstudiengang Soziale Arbeit.
Ein nachhaltiges Projekt für interkulturellen Austausch
Die „Living Library“ wurde in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Fulda, der Hochschule Fulda und der HLSB Fulda organisiert. Die Studierenden waren maßgeblich für die Akquise der „Bücher“, die Organisation und den Ablauf des Programms verantwortlich. Laut Dr. Thomas Heiler und Prof. Dr. Martina Ritter zeigten die Studierenden großes Interesse und Engagement bei der Umsetzung der Veranstaltung. Der erste Teil des Projekts konzentrierte sich auf die theoretischen Grundlagen, während der zweite Teil die praktische Umsetzung sowie eine Reflexion und mündliche Prüfung beinhaltete.
Über die positiven Auswirkungen solch interkultureller Veranstaltungen berichtet auch die interkulturelle Woche. Die Methode der „Lebenden Bibliothek“ hat ihren Ursprung in Dänemark und wird in verschiedenen Kontexten, von öffentlichen Veranstaltungen bis zu Seminaren, eingesetzt. Dabei geht es vor allem darum, persönliche Begegnungen und den direkten Dialog zu fördern. Durch diese direkte Kommunikation können Vorurteile und Stereotype hinterfragt werden, was besonders in einem geschützten Rahmen gelingt.
Diversität und interkulturelle Kommunikation
Die Bedeutung von interkulturell besetzten Teams im Arbeitsalltag wird heutzutage zunehmend erkennbar. Laut INQA sind Missverständnisse, die oft auf kulturelle Differenzen zurückgeführt werden, häufig der Grund für verstärkte Stereotypen und Vorurteile. Um dem entgegenzuwirken, ist aktives Diversitätsmanagement notwendig. Dabei sollten wichtige Faktoren wie Dekulturalisierung, vielfaltsbewusste Kommunikation und inklusives Denken Beachtung finden.
Durch persönliche Begegnungen und das Interesse an den Geschichten anderer Menschen wird Vertrauen und Verständnis gefördert. Die „Living Library“ in Fulda zeigt eindrücklich, wie solch ein interkultureller Austausch nicht nur das Verständnis für die Herausforderungen des Lebens stärkt, sondern auch eine gesunde Grundlage für ein respektvolles Miteinander schafft. Insgesamt finden solche Veranstaltungen immer wieder statt und tragen dazu bei, Vorurteile abzubauen und eine offenere Gesellschaft zu fördern.