Im Bistum Münster sind neue Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen einen inaktiven Priester bekannt geworden. Der betroffene Ruhestandspriester stammt aus Bottrop-Kirchhellen. Nach einem Bericht von Dorstener Zeitung hat Bischof Dr. Felix Genn am 30. Januar diesem Priester alle priesterlichen und seelsorglichen Tätigkeiten untersagt.
Der Priester hatte seit 2022 aufgrund gesundheitlicher Probleme im Ruhestand gelebt und war von der Pfarrei St. Johannes der Täufer in Bottrop-Kirchhellen entbunden worden. Die Vorwürfe wurden durch eine betroffene Person erhoben, die sich im Dezember 2024 bei der Interventionsstelle des Bistums meldete. Der mutmaßliche Missbrauch soll im Jahr 1984 während eines Jugendlagers stattgefunden haben.
Beruflicher Werdegang des Priesters
Der Priester wurde im Januar 1984 zunächst zum Diakon geweiht und 1985 zum Priester. Sein beruflicher Werdegang führte ihn zuerst als Kaplan nach Sendenhorst St. Martin und dann zu St. Josef in Warendorf. Ab 1993 war er Pfarrer in Münster St. Margareta und übernahm zusätzlich 2004 das Amt in Münster St. Konrad. 2007 erhielt er die Leitung der fusionierten Pfarrei Münster St. Benedikt und arbeitete bis zu seinem Ruhestand in der Gefängnisseelsorge der JVA Geldern (Pont).
Das Bistum Münster hat die Vorwürfe inzwischen an die Staatsanwaltschaft in Arnsberg weitergeleitet und eine kirchenrechtliche Voruntersuchung eingeleitet. Weitere relevante Informationen darüber wurden auf der Website des Bistums veröffentlicht. Dort hatte man seit dem 1. Oktober 2019 ein Team von fünf Geschichtswissenschaftlern der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster eingesetzt, um sexuelle Missbrauchsfälle im Bistum Münster von 1945 bis 2020 zu untersuchen. Die Ergebnisse dieser umfassenden Studie wurden am 13. Juni 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt und sind auf der Website der WWU einsehbar, wie auch in der Publikation „Katholische Dunkelräume – Die Kirche und der sexuelle Missbrauch“ behandelt wird.
Öffentliche Reaktion und Unterstützung für Betroffene
Die Pfarrei Kirchhellen St. Johannes der Täufer plant in der Folge der Vorwürfe einen Gemeindeabend am 13. Februar um 19:30 Uhr im Pfarrheim St. Johannes, um mit Gemeindemitgliedern über die Situation zu sprechen. Vertreter des Seelsorgeteams und des Bistums werden ebenfalls anwesend sein, um Fragen zu klären und Informationen bereitzustellen.
Betroffene Personen, die möglicherweise eigene Erfahrungen gemacht haben, können sich an die Ansprechpersonen des Bistums Münster oder an die Stabsstelle Intervention und Prävention wenden. Bistum Münster stellt auf seiner Internetseite entsprechende Kontaktmöglichkeiten zur Verfügung.
Insgesamt wurden im Bistum Münster seit Beginn der Untersuchungen 1.708 Personalakten überprüft, wobei 138 Kleriker beschuldigt wurden und 450 Betroffene identifiziert werden konnten. Die finanziellen Entschädigungen für die Opfer beliefen sich auf über 937.800 Euro für Anerkennungsleistungen sowie 186.807 Euro für Therapiekosten, wie in einer Analyse von Katholisch.de dargelegt.