In einigen deutschen Großstädten wird ein besorgniserregendes Phänomen beobachtet: E-Scooter-Fahrer ignorieren zunehmend rote Ampeln. Laut einer aktuellen Studie des ADAC, die in Städten wie Hamburg, Berlin und München durchgeführt wurde, zeigen 15 Prozent der E-Scooter-Nutzer eine auffällige Missachtung der Verkehrsregeln. Die Daten wurden zwischen Oktober 2024 und November 2024 durch den Einsatz von speziellen KI-Kameras anonym erfasst. Insgesamt wurden über 2.800 Rotlichtverstöße dokumentiert, wobei E-Scooter-Fahrer in vier von fünf Städten am häufigsten die roten Ampeln überfuhren, zeigt der Bericht von LippeWelle.
In Hamm, einer Stadt, die ebenfalls unter diesem Trend leidet, gibt es jedoch bislang keine systematische Erhebung zu Rotlichtverstößen. Die Polizei registrierte im vergangenen Jahr 426 Verstöße, obwohl die Gesamtzahl im Vergleich zu den Vorjahren gesunken ist. Dennoch ist der Anteil der E-Scooter-Fahrer unter den Rotlichtverletzern auf fast fünf Prozent angestiegen. Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino erklärt, dass dies oft auf die Nutzung von Leih-Scootern zurückzuführen ist, die pro Minute Kosten verursachen. Hierdurch sinkt die Hemmschwelle, rote Ampeln zu ignorieren, insbesondere auf kurzen Strecken.
Die rechtlichen Konsequenzen
Die Verstöße bleiben nicht ohne Folgen. Bei einem einfachen Rotlichtverstoß mit einem E-Scooter drohen eine Geldbuße von 60 Euro und ein Punkt in Flensburg. Qualifizierte Verstöße, die auftreten, wenn die Ampel länger als eine Sekunde rot ist, ziehen sogar 100 Euro und ebenfalls einen Punkt nach sich. Diese Strafen sind Teil der allgemeinen Verkehrsregeln, die auch für andere Verkehrsteilnehmer gelten. In der ADAC-Studie wurde ermittelt, dass bei polizeilicher Erfassung der Verstöße in den großen Städten mögliche Bußgelder von über 150.000 Euro und mehr als 1.500 Punkte im Fahreignungsregister zu erwarten wären, so ein weiterer Bericht von ADAC.
Zusätzlich zu den finanziellen Strafen gefährden häufige Rotlichtverstöße auch die Fahreignung der betroffenen Fahrer. Die Daten zeigen, dass viele E-Scooter-Nutzer bei Rot über die Ampel fahren, was ihre Sicherheit und die der anderen Verkehrsteilnehmer massiv in Gefahr bringt. Der Anstieg der Verstöße tritt häufig in Phasen mit geringem Verkehr auf, insbesondere in der Nähe von Haltestellen für Busse und Straßenbahnen zwischen 8 und 10 Uhr.
Ein Blick in die Zukunft
Vor dem Hintergrund dieser alarmierenden Entwicklungen wird auch über die Notwendigkeit von neuen Verkehrskonzepten diskutiert. Eine der Ideen ist die Einführung smarter Ampeln, die sich durch den Einsatz von KI-Technologie an das Verkehrsaufkommen anpassen können. Bereits seit April 2024 wird eine solche „Ampel der Zukunft“ getestet, um insbesondere Einsatzfahrzeugen eine Priorität einzuräumen. In Hamm wird eine solche KI-Ampel bereits seit 2023 erprobt, wie von Welt berichtet.