Der Mobilitätsausschuss in Wiesbaden hat die untragbaren Zustände auf der Rheingaulinie scharf kritisiert. Laut einem Bericht der FAZ sind Zugausfälle und Fahrplaneinschränkungen massiv. Jochen Auler, Geschäftsführer der Vias, führte die Missstände auf einen akuten Fachkräftemangel zurück. Vias hat seit 2010 die Verantwortung für den Personenverkehr zwischen Frankfurt, Wiesbaden und Lorch übernommen und kämpft nun mit den Folgen unzureichender Personalplanung.
Auler räumt ein, dass die Ausbildung neuer Mitarbeiter zu spät begonnen wurde und die Personalannahme nicht optimal war, was die Situation zusätzlich verschärft. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, wurde die Ausbildungskapazität bei Vias verdoppelt, da auch auf dem freien Markt kaum Lokführer zu finden sind. Derzeit müssen regelmäßig Züge für Modernisierungsmaßnahmen in die Werkstatt, was die ohnehin schon angespannte Lage auf der Rheingaulinie verschärft.
Fachkräftemangel und dessen Folgen
Der Fachkräftemangel betrifft nicht nur Vias, sondern auch die Deutsche Bahn. Im vergangenen Jahr verzeichnete der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) laut FNP doppelt so viele Zugausfälle wie 2023, wobei der Hauptgrund ebenfalls der Personalmangel bei DB InfraGO ist. Besonders betroffen sind die Stellwerke in Frankfurt, was zu großer Unzufriedenheit bei Fahrgästen geführt hat. Der Anteil an Komplettausfällen betrug 2024 bereits 9,6% bei der S-Bahn, während dieser bei den Regionalzügen bei 8,9% liegt.
Interessanterweise sind fast 50% der Zugausfälle auf Personalmangel zurückzuführen, und ein Viertel davon ist konkret im Stellwerk betroffen. Diese besorgniserregenden Zahlen sind das Ergebnis langjähriger Fehlplanungen in der Personalentwicklung der Bahn und der zusätzlichen Belastungen durch über 2500 Baustellen in der Region. RMV-Chef Knut Ringat appelliert an die Verantwortlichen, den Personalmangel in diesem Jahr zu beheben und führt dazu Gespräche mit dem Vorstand.
Perspektiven und Herausforderungen
Die Zukunft des Schienenverkehrs in der Region steht auf der Kippe. Im Hinblick auf die geplante Sanierung der rechtsrheinischen Verbindung im Jahr 2026 wird befürchtet, dass dies für fünf Monate zu einem kompletten Zugausfall führen könnte. Auler betont, dass Vias ihre Fahrgäste frühzeitig über die Situation informieren wird.
Zusätzlich wird die Notwendigkeit, im Rahmen der Verkehrswende bis 2030, bis zu 110.000 neue Beschäftigte einzustellen, immer deutlicher. Rund 80.000 Beschäftigte der Branche, die während der Baby-Boomer-Generation eingestellt wurden, gehen bis 2030 in den Ruhestand. Dies hat nicht nur direkte Auswirkungen auf den Personalmangel, sondern auch auf die allgemeine Betriebsstabilität der Verkehrsunternehmen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) fordert daher eine stärkere Personal- und Employer-Branding-Strategie, um dem Nachwuchsmangel entgegenzuwirken, wie sie VDV mitteilen.
Die Mobilitätsbranche muss sich also dringend um die Ausbildung und Akquise des benötigten Personals kümmern, um den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden und die Qualität des öffentlichen Verkehrs zu sichern. Schnelle Lösungen sind jedoch in der aktuellen Lage nicht in Sicht, was die Herausforderungen noch verstärkt.