Die Alternative für Deutschland (AfD) im Saarland hat einen neuen Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl im September 2025 gekürt. Carsten Becker, 35 Jahre alt und Mitglied des saarländischen Landtags, setzte sich bei einer Delegiertenversammlung am 4. Februar 2025 in Saarlouis mit über 75 Prozent der Stimmen gegen seinen Parteikollegen Christian Wirth durch. Becker, der seit 2022 Abgeordneter im Landtag und Parlamentarischer Geschäftsführer einer dreiköpfigen Fraktion ist, hat somit den Kurs der AfD maßgeblich beeinflusst, vor allem durch seine Rückkehr in das Amt des Landesvorsitzenden, das er seit Oktober 2022 innehat. Er hatte Wirth bereits bei der letzten Bundestagswahl unterlegen, konnte jedoch in diesem innerparteilichen Machtkampf die Oberhand gewinnen, was seine Position innerhalb der Partei weiter festigte, berichtet SR.
Becker wird nicht nur als Spitzenkandidat für den Landesverband ins Rennen gehen, sondern auch als Direktkandidat im Wahlkreis Saarlouis antreten. Die Nominierung markiert einen bedeutsamen Schritt für die AfD im Saarland, die sich in den letzten Jahren kontinuierlich verankert hat. Mit der gewonnenen Kampfabstimmung gegen Wirth wird deutlich, dass Becker eine klare Strategie verfolgt, die sich auf Themen wie innere Sicherheit, niedrige Steuern und Infrastrukturinvestitionen konzentriert. Seine Position als führender Kopf der Partei ist besonders wichtig, da die AfD bundesweit vor einem Umbruch steht, was personelle Veränderungen und interne Auseinandersetzungen betrifft.
Beckers politische Geschichte und Kontroversen
Becker ist kein unbeschriebenes Blatt in der Politik. Seine Redebeiträge im Landtag werden häufig als holprig beschrieben und er nimmt, laut Berichten anderer Fraktionen, häufig nicht an Debatten und Ausschusssitzungen teil. Auch seine Auftritte, wie bei einer Diskussionsveranstaltung im Sommer 2023, sorgten für Aufsehen. Dort trat er in einem T-Shirt auf, das Slogans der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ präsentierte, darunter das Wort „Remigration“. Zudem äußerte er sich in rechtsextremen Online-Medien feindlich gegenüber sexuellen Minderheiten und Ausländern, was seine politische Laufbahn umstritten macht.
Becker hat eine enge, wenn auch spannungsreiche Beziehung zu Josef Dörr, einem der einflussreichsten Mitglieder der Saar-AfD. Diese Dynamik wurde zu Beginn der Legislaturperiode durch Vermittlungsbemühungen von AfD-Bundeschef Tino Chrupalla gelockert. Nichtsdestotrotz bleibt bemerkenswert, dass Becker hinter den Kulissen an Einfluss gewonnen hat, während sich Parteikollegen wie Markus Loew, Wirths Mitarbeiter, von der Partei abwandten.
Ausblick auf die Bundestagswahl
Der bevorstehenden Bundestagswahl wird eine hohe Bedeutung beigemessen, da sie die politische Landschaft in Deutschland maßgeblich beeinflussen könnte. Die AfD im Saarland hat im Vergleich zu früheren Wahlen einen deutlichen Wählerzuspruch erfahren und konnte ihre Sitze im Landtag ausbauen. Becker plant, diese Dynamik zu nutzen, um die Partei als starke Kraft auf der nationalen politischen Bühne zu positionieren.
Die Nominierung Beckers als Spitzenkandidat ist damit nicht nur ein innerparteilicher Erfolg, sondern könnte auch die Chancen der AfD im Bund entscheidend beeinflussen. Die Landesliste der AfD für die Bundestagswahl wurde bereits aufgestellt, was die Weichen für den Wahlkampf stellt. Die AfD ist die erste Partei im Saarland, die diesen Schritt gegangen ist, wie Vorreiter-Zeitung berichtet.
Die kommenden Monate könnten entscheiden, ob Carsten Becker und die AfD ihren Kurs erfolgreich umsetzen können und ob sie den anhaltenden Trend zur stärkeren Verankerung der Partei fortsetzen werden.